Dass auch Mozart und Beethoven einmal klein angefangen haben, wird niemand bestreiten wollen. Aber haftete nicht schon ihren frühesten Versuchen Außergewöhnliches an? Die junge Pianistin Anna Khomichko sucht Antworten in den ersten Klavierkonzerten, die sie auf ihrer neuen CD mit dem einzig erhaltenen von Muzio Clementi kombiniert.
Mozart war 17, Beethoven gerade 14, als sie sich erstmals im Bereich eines Genres versuchten, das sie auf ganz unterschiedliche Art zu klassischer Vollendung führen sollten. Doch bis dahin mussten beide offenkundig einen weiten Weg zurücklegen. Beethovens 1784 komponiertes Konzert in Es-Dur steht noch ganz im Schatten zeitgenössischer Vorbilder, hält allerdings schon eine reizvoll-virtuose Klavierstimme parat, die Anna Khomichko mit ebenso klarem wie sensiblem Anschlag artikuliert. Das Philharmonische Orchester Heidelberg unter seinem Chefdirigenten Mino Marani spielt keinen Original-Beethoven, da der Orchestersatz nicht überliefert ist. Die unspektakuläre, vorwiegend begleitende Fassung von Ronald Brautigam tut es aber auch, da dieses frühe Werk offenbar ganz vom Soloinstrument konzipiert wurde.
Mozarts erstes „reguläres“ Klavierkonzert mit der etwas verwirrenden Nr.5 entstand elf Jahre früher. Die Balance zwischen Klavier und Orchester erscheint hier deutlich ausgewogener, der Zuhörer ist entsprechend schnell zu überzeugen, dass dieser Komponist in nicht allzu ferner Zukunft musikalische Dialoge zwischen zwei gleichberechtigten Partnern zu Papier bringen wird. Die beiden verspielten, gut gelaunten Ecksätze und das elegante Andante finden in Anna Khomichko und den Heidelbergern dynamische und höchst transparent musizierende Interpreten.
Über sie hätte sich wohl auch Muzio Clementi gefreut, dessen einzig erhaltenes Klavierkonzert hier zwischen Beethoven (der ihn durchaus schätzte) und Mozart (der ihn als „reinen Mecchanicus“ verspottete) platziert wird. Das Mittelstück markiert aber auch insofern eine Ausnahme, als es sich um kein Erstlingswerk handelt. Clementi war zum Zeitpunkt der Entstehung vermutlich bereits weit in den 20ern, die überlieferte Manuskript-Kopie stammt von 1796. Das Klavierkonzert steht in heiterstem C-Dur und gibt Anna Khomichko noch einmal reichlich Gelegenheit, ihre stupenden technischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Anna Khomichko: Beginnings. Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Es-Dur WoO 4, Muzio Clementi: Klavierkonzert C-Dur, Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 5 D-Dur, Genuin