Ein Cakewalk für die upper class

Im vierten und letzten Teil unserer kleinen Bildpostkarten-Reihe „Amerika lässt grüßen“ begegnen wir zwei Damen und einem leicht blasierten Herrn. Die drei haben keine Ahnung von der Geschichte des Tanzes, den sie gerade imitieren – aber offenbar gute Laune.

Der Cakewalk ist ein Tanz aus der Zeit der Sklaverei in den USA, ursprünglich ein „schwarzer“ Tanz, der nach der Musik von Ragtimes ausgeführt wurde. Um 1900 taucht er in Europa auf, wie diese Karte zeigt, die 1904 bei einer „Mademoiselle…“ in Wien angekommen ist.

Man sieht ein munter tanzendes Trio mit zwei Damen, die einen elegant gekleideten, leicht blasierten Herren mit einer Zigarette in der Hand in ihre Mitte genommen haben. Mit dem authentischen Cakewalk hat die Darstellung wenig zu tun, nur der Name ist geblieben und vielleicht die Idee, man dürfe beim Tanzen irgendwie über die Stränge schlagen.

Das symbolisieren die für europäische Verhältnisse grotesken Hüpf-Bewegungen und der Übermut, der aus Gestik und Haltung der Tanzenden spricht. Sie sind jedenfalls die „Hingucker“ dieses Bildes. Drei Personen bilden eine Art Promenade, bei der nicht mehr der Herr im Frack, sondern sogar gleich zwei Damen die Führung übernehmen, die – nebenbei bemerkt – bei ihren Sprüngen Wellen ihrer Spitzenunterröcke und ein wenig Bein sehen lassen.

Hinzu kommen ihre teuren, tief ausgeschnittenen Abendkleider, die albernen Schirmchen und modischen Hüte – man sieht: hier amüsiert sich die gehobene Bürgerwelt, völlig ahnungslos und unbeeindruckt von der Geschichte des Cakewalk. Bestätigt wird das durch die auf der Schriftseite angegebene Herkunft der Abbildung. Sie ist ursprünglich Beilage des „Sect“, der „Blätter für fröhliche Laune“. Na dann: Prosit!!!