Seit gut 200 Jahren versucht das Wasserwesen Undine in allen denkbaren Kunstformen ihr angestammtes Element zu verlassen, um in der Welt der Menschen glücklich zu werden. Doch der Wechsel der Daseinsform hat immer noch einen hohen Preis. So auch in der Filmversion von Christian Petzold, deren Erstausstrahlung auf arte zu sehen ist.
Im 21. Jahrhundert ist Undine weder von den Launen eines selbstgefälligen Ritters noch von den Anweisungen eines konservativen Wasserfürsten abhängig. Sie arbeitet als promovierte Historikerin für den Berliner Senat und hat ihr Großstadtleben halbwegs im Griff. Doch als ihr Freund Johannes eine andere Frau kennenlernt, brechen die mythischen Verhaltensmuster plötzlich durch: „Wenn du mich verlässt, muss ich dich töten!“
Was klingt wie eine leere Drohung, ist am Ende keine und auch in ihrer neuen Beziehung zu Industrietaucher Christoph rutscht das Geschehen immer wieder in eine andere Dimension. Hier wirken die Protagonisten wie Spielzeugfiguren, die sich in dem Aquarium tummeln, das bei der ersten Begegnung von Undine und Christoph zu Bruch geht. Christian Petzolds stringent inszeniertes, atmosphärisch dichtes Kammerspiel erzählt allerdings gerade auch von der wohltuenden Wirkung solcher Befreiungsschläge und der immerwährenden Möglichkeit, ein neues, selbstbestimmtes Leben zu beginnen.
Im ersten Teil der als Trilogie geplanten Filmreihe über die Elementargeister der deutschen Romantik überzeugt Paula Beer durch ihre intensive Darstellung und die ausdrucksvolle Mimik, die als weitere Erzählebene fungiert. Franz Rogowski (Christoph) gibt den urwüchsig-bodenständigen, wenn auch leicht angezauberten Industrietaucher, dem Maryam Zaree als solide Monika über einige traumatische Erfahrungen hinweghilft. Undines moralisch zweifelhaften, aber auch reichlich unbeholfenen Ex-Freund Johannes spielt Jacob Matschenz.
Undine – Erstausstrahlung auf arte am 14. Oktober 2022 um 20.15 Uhr. Im Online-Angebot des Senders ist der Film vom 13. Oktober 2022 bis 12. November verfügbar.