Akkorde der Liebe

Auf einem Berliner Flohmarkt suchte die Musikwissenschaftlerin Sabine Giesbrecht einst attraktive Bilder für ein neues Schulbuch. Sie stieß auf Hunderte Bildpostkarten, die einen Kosmos witziger, origineller, informativer, aber auch politisch-propagandistischer Abbildungen zeigten.

Aus dem Zufallsfund wurde eine Sammelleidenschaft, deren imposantes Resultat die Professorin für Historische Musikwissenschaft schließlich der Universität Osnabrück stiftete. Das Archiv Historische Bildpostkarten der Sammlung Sabine Giesbrecht umfasst mittlerweile rund 22.000 Karten. Auf www.kulturabdruck.de stellt Sabine Giesbrecht einzelne Karten unter verschiedenen Schwerpunktthemen vor. Mit „Akkorde der Liebe“ beginnt die vierteilige Reihe „Musik und Liebe“.

Akkorde der Liebe

Der Betrachter darf einen Blick in einen Salon aus Großmutters Zeiten werfen, seinerzeit ein Zentrum bürgerlicher Lebensart, in dem ein Flügel oft den Mittelpunkt bildete. Der Schein der Lampe erzeugt ein warmes Licht und erfasst ein junges Paar beim gemeinsamen Musizieren.

Herabgelassene schwere Vorhänge erwecken den Eindruck, dass es ungesehen und ungestört bleiben möchte. Die zum Vierhändigspielen erforderliche Nähe verführt die beiden dazu, innezuhalten und die Gesichter einander zuzuwenden. Die sichtbaren Spielhände verlieren den Kontakt zu den Tasten, und erträumte „Akkorde der Liebe“ erfüllen den Raum, wecken herumgeisternde Sehnsüchte und führen zu einem mit geschlossenen Augen genossenen Kuss.