Am Karlsruher Hof

Der vergleichsweise junge Karlsruher Hof entwickelte sich im 18. und 19. Jahrhundert zu einem der ambitioniertesten musikalischen Zentren in Deutschland, das den Südwest-Vergleich mit Stuttgart und Mannheim nicht zu scheuen brauchte. Ein neues Album rückt seine wenig bekannten oder ganz vergessenen Protagonisten in den Mittelpunkt.

Schon wenige Jahre nach der Grundsteinlegung von „Carolsruhe“ wurde Johann Philipp Käfer (1672-1728) der erste Hofkapellmeister des Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Ein Großteil seines Werkes ist verschollen, trotzdem gelingt es dem Karlsruher Barockorchester unter der Leitung von Kirsten Kares mit Auszügen aus der „Musicalischen Bataille“ C-Dur einen farbenprächtigen Eindruck von Käfers tonmalerischen Fähigkeiten zu vermitteln. Kriegsverherrlichend ist das barocke Schlachtengemälde übrigens nur bedingt, findet sich doch direkt nach dem furiosen Allegro vivace mit dem Titel „Völlige Attaque“ ein melancholisches Andante, das als „Lamento derer Plesierten“ verstanden werden soll.

Käfers Nachfolger Johann Melchior Molter (1696-1765) übernahm die Hofkapelle gleich zweimal und führte sie über die Epochengrenze zur Frühklassik. Die Sinfonie G-Dur, die Kirsten Kares mit viel Schwung und Raffinesse in Szene zu setzen weiß, beeindruckt durch handwerkliche Perfektion und fesselnde Themen und verlangt von den ausführenden Musikern ein beachtliches Maß technischer Fähigkeiten.

Auch die Sinfonien der Karlsruher Konzertmeister Sebastian Bodinus (ca. 1700-59), Friedrich Schwindl (1737-86) und des Musikdirektors Johann Evangelist Brandl (1760-1837) zeugen vom gleichbleibend hohen Niveau der Hofkapelle, das Franz Danzi (1763-1826) in den 1810er und 20er Jahren noch einmal zu steigern wusste. Kirsten Kares und das Karlsruher Barockorchester verleihen der Ouvertüre zu seinem 1816 uraufgeführten Singspiel „Turandot“ einen Hauch fernöstlicher Atmosphäre und viel orchestrale Brillanz.

Nach sechs Ersteinspielungen schließt die CD mit einem Werk, das bereits auf Tonträger gebannt wurde, ein weiteres Mal aber zweifellos verdient. Friedrich Ernst Fescas fesselnde, mit romantischen Elementen durchsetzte Ouvertüre D-Dur op.41 schaut bereits über den Rand der nächsten Epoche, in der Joseph Strauß (1793-1866) für fast vierzig Jahre den Ton in Karlsruhe angab.

Die Karlsruher Hofkapelle. Käfer, Molter, Bodinus, Schwindl, Brandl, Danzi, Fesca, Christophorus – Kooperation mit SWR