Am Schreibtisch mit Lee Child

„Jack Reacher“ ist der Protagonist von Lee Childs gleichnamiger Thriller Reihe – seit über 20 Jahren schreibt er einen Welt-Bestseller nach dem anderen. Bei seinem 20. Buch „Make me“, das 2016 erschienen ist, hat ihm der Cambridge-Professor Andy Martin über die Schulter geschaut, den Entstehungsprozess des Buches begleitet und daraus wiederum ein Buch gemacht.

Näher kommt man an den Schreibprozess nicht heran, denn Martin liefert keine Hinterher-Analyse, sondern eine Real-Time-Begleitung der Entstehung des Buches. Natürlich gibt es da noch mehr, es wird nicht Kapitel für Kapitel bloß beschrieben, wie es geschrieben wird. Martin zeigt auch, warum bestimmte Dinge gar nicht geschrieben oder in letzter Sekunde geändert wurden.

„Reacher Said Nothing“ bietet auch viele Dialoge zwischen Child und Martin, in denen aus dem Nähkästchen eines weltberühmten Thriller-Autoren geplaudert wird. Zum Beispiel: „He has a technique. A way of getting started. Ask a question – and then dont answer it.“

Das Aussteigen vergessen …

Zwischen den Zeilen finden sich viele, viele knappe und deshalb einleuchtende Tipps zum Schreiben. So gibt es nach Lee Child lediglich zwei Grund-Plots:
1) „There is something out there.“ Als Gedanke, während man selbst tief in einer Höhle sitzt und draußen merkwürdige Geräusche hört. Lee Child sagt, die Hälfte aller Geschichten seien so aufgebaut.
2) „A guy leaves the cave. And then comes back.“ Das wäre nach Lee Child die andere Hälfte aller Geschichten.

Lee Child neigt in seinen Gesprächen mit Andy Martin zu klaren Aussagen, genau wie sein Protagonist Reacher. Nach Lee Child gibt es ohnehin nur zwei Arten von Büchern: „Es gibt das eine Buch, dass dich dazu bringt, in der U-Bahn das Aussteigen zu vergessen. Und dann gibt es das andere, dass das nicht tut.“ Der Rest an Genre-Einteilungen ist nach Child eher etwas für die Verkaufsabteilung von Buchläden.

Wer die „Jack Reacher“-Bände kennt und sich schon gefragt hat, warum gerade Tom Cruise zwei Filme als Jack Reacher spielen durfte (und jetzt nicht mehr), sollte zu diesem Buch greifen:

Andy Martin: Reacher Said Nothing. LEE CHILD and the Making of MAKE ME, John Wiley & Sons, Cambridge 2020