Amerika-Reise auf drei Instrumenten

Das Gould Piano Trio gehört zu den weltweit renommiertesten Kammermusikformationen und nutzt seinen Bekanntheitsgrad immer wieder, um neben den Publikumsmagneten auch selten gespielten Komponisten eine Bühne zu geben. Auf ihrer neuesten CD bekommt Charles Ives Gesellschaft von Amy Beach und Rebecca Clarke.

Dass in den Vereinigten Staaten auch die vermeintlich ureuropäische Kammermusik gepflegt und bisweilen zu außergewöhnlicher Blüte getrieben wurde, hat sich in der alten Welt noch nicht allerorten herumgesprochen. Das Genre prägten experimentierfreudige Künstler wie Charles Ives, die mitunter jahrzehntelang unterschätzt wurden. Doch auch Pionierinnen wie Amy Beach oder Rebecca Clarke, die in England geboren wurde, aber große Teile ihres Lebens in den USA verbrachte, leisteten einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Gedächtnis Amerikas, indem sie ästhetische und gesellschaftliche Grenzen überschritten, um Neues und Unverwechselbares zu schaffen.

Lucy Gould (Violine), Richard Lester (Cello) und Benjamin Frith (Klavier) eröffnen ihre Amerika-Reise mit dem Klaviertrio von Amy Beach. Keine Frage, 1938 gab es Musiker, die der Avantgarde entschiedener auf der Spur waren als die vergleichsweise bekannteste Komponistin der USA. Trotzdem gefällt das kurze Werk durch schnell wechselnde Stimmungsbilder und die ungewöhnliche Referenz an Lieder der Inuit.

Charles Ives geht bei der Adaption volkstümlicher Melodien in seinem Klaviertrio (1904/11) noch einen Schritt weiter. Im zweiten Satz, der die eigenwillige Bezeichnung „This scherzo is a joke“ trägt, zitiert der hauptberufliche Versicherungsmakler Studentenlieder, um sie nach wenigen Sekunden wieder zu demontieren. Dem reichlich verrückten und absolut mitreißenden Schnelldurchlauf liegen – wie den beiden Ecksätzen – Erinnerungen an Ives´ Zeit auf der Universität Yale zugrunde.

Wie sich aus Melodiesplittern ein ganzer musikalischer Kosmos entwickelt kann, zeigt das Klaviertrio von Rebecca Clarke (1921), das außerdem durch seine rhythmische Komplexität besticht. „Molto semplice“ ist hier nicht einmal das so charakterisierte Andante, während das abschließende „Allegro vigoroso“ die Hörerinnen und Hörer lange bedauern lässt, dass die Komponistin trotz ihres fast 100 Jahre währenden Lebens nur ein schmales Oeuvre hinterlassen hat.

Trösten können sie sich freilich mit dieser CD. Das Gould Piano Trio spielt ebenso begeisternd wie durchdacht, unglaublich präzise und hochgradig transparent. Eindrucksvoller hätte ein Plädoyer für die drei Werke nicht gestaltet werden können.

Clarke, Ives & Beach: Klaviertrios, Gould Piano Trio, Resonus Classics