Lange Zeit war es still um Dora Pejačević (1885-1923). Doch in den letzten Jahren ist das Interesse an der kroatischen Komponistin neu erwacht. Peter Donohoe und das BBC Symphony Orchestra unter Sakari Oramo präsentieren eine neue Einspielung des Klavierkonzerts in g-Moll und der Sinfonie in fis-Moll.
Auch wenn das Finale des ersten Satzes der Sinfonie auf eine Apotheose Mahlerschen Ausmaßes zuläuft, spürt man doch in jedem Takt: Hier ist ein ganz eigener künstlerischer Wille am Werk. So wie sich die Tochter des Vizekönigs von Kroatien, Slawonien und Dalmatien aus der Umklammerung ihrer hocharistokratischen Familie befreite, verwahrte sich die Krankenschwester im Ersten Weltkrieg gegen Ignoranten und Gewaltverherrlicher. Und auch als Komponistin ging Dora Pejačević selbstbestimmte Wege, deren Ausgangspunkt sie selbst in einer „vollständigen Trance der musikalischen Besessenheit“ vermutete.
In der Tat klingt Pejačević´ Musik bei aller formalen Souveränität und bemerkenswerten Orchestrierungskunst nicht gewollt oder gar demonstrativ. Vor allem in der 1916/17 entstandenen, 1920 noch einmal überabeiteten Sinfonie entstehen einprägsame Themen und Motive aus einem großen musikalischen Fluss, in dem sie sich zu immer neuen Mustern zusammenfinden.
Einzelne Elemente – wie der fahl leuchtende zweite Satz – können als Reaktion auf die Zeitumstände, in diesem Fall auf die Gräuel des Ersten Weltkriegs, gedeutet werden. Doch Pejačević wird nie programmatisch, ihre Sprache besteht aus Klangfarben, lyrischen Bögen, dramatischen Kontrasten und immer neuen, verblüffend schönen Melodien.
Dass die Sinfonie einen Platz im Konzertleben des 21. Jahrhunderts verdient hätte, steht außer Zweifel. Das gilt auch für das rauschhafte Klavierkonzert, das 1916 uraufgeführt wurde und das Repertoire der (spät)romantischen Duelle zwischen Soloinstrument und Orchester um ein höchst attraktives Beispiel ergänzt.
Nach den diskographischen Pioniertaten für Dora Pejačević, die das Label cpo in vergangenen Jahren vorgelegt hat, widmet sich nun ein großer internationaler Klangkörper ihren Werken. Mit Erfolg, denn die mitreißende, auch Zwischentöne auslotende Aufnahme des BBC Symphony Orchestra unter Sakari Oramo beweist nachdrücklich die Repertoiretauglichkeit von Sinfonie und Klavierkonzert. Der Pianist Peter Donohoe zieht derweil alle Register eines leidenschaftlichen Virtuosen, der ein unverbrauchtes Bravourstück gefunden hat.
Dora Pejačević: Klavierkonzert op.33 / Sinfonie fis-moll op. 41, Chandos