Bad Girl in Hollywood

Sie veränderte die Gesellschaft, indem sie einer ihrer größten Stars wurde: Mae West eroberte die amerikanische Filmindustrie, kämpfte für die Rechte von Frauen und Homosexuellen und avancierte zur Stilikone mehrerer Generationen. Eine neue Dokumentation zeichnet ihren außergewöhnlichen Lebensweg nach.

„When I’m good, I’m really good, but when I’m bad, I’m better!“ Hintersinniger als eine ihrer Filmfiguren hätte es Mae West wohl selbst nicht sagen können. 1893 als Tochter einer Schauspielerin und eines Boxers geboren, machte sie Tabubrüche zum Markenzeichen und kultivierte ihr Image als „Bad Girl“. Schon in den 1920er Jahren entfachte sie mit ihren Bühnenstücken handfeste Skandale. Für die als obszön empfundenen Darstellungen in „Sex“ (1926) wurde sie zu einer mehrtägigen Haftstrafe verurteilt. Auch „The Drag“ (1927), angekündigt als „A Homosexual Comedy in Three Acts“, rief die Sittenwächter auf den Plan.

1932 startete Mae West eine kurze, von der Zensur immer begleitete und beispiellos erfolgreiche Filmkarriere, die im Wesentlichen auf ihren eigenen Drehbüchern basierte. Vor allem „Night After Night“, „She Done Him Wrong“, „I’m No Angel“ und „Belle of the Nineties“ (alle zwischen 1932 und 34) festigten ihren Ruf als ebenso eigenwillige wie unerschrockene Darstellerin, die auf der Leinwand und im Leben keinen Konflikten aus dem Weg ging. Sie parodierte und provozierte, aus purer Lust am Spiel, aber auch, um gesellschaftlicher Unterdrückung und Diskriminierung das Recht auf Selbstbestimmung entgegenzuhalten.

Das blieb in den folgenden Jahrzehnten so, auch wenn sich Mae West weitgehend aus dem Filmgeschäft zurückzog und stattdessen als Autorin, Sängerin und „Showact“ in Erscheinung trat. 1970 war sie noch einmal in der Transsexuellen-Satire „Myra Breckinridge“ zu sehen, die eine Flut wütender Kritiken auf sich zog. Zwei Jahre vor ihrem Tod entstand ihr letzter Film „Sextette“.

Die Dokumentation

„Mae West: Die verruchte Blonde“ heißt eine neue Dokumentation von Sally Rosenthal and Julia Marchesi. Die Autorinnen, die Mae West erklärtermaßen als Inspiration betrachten, zeichnen nicht nur Leben und Werk der Hollywood-Ikone nach, sondern auch ihre Bedeutung für den Kampf um einen gesellschaftlichen Wandel. Neben zahlreichen Bildern und Originalaufnahmen wartet die Dokumentation mit (film)historischen Einordnungen auf und beleuchtet überdies interessante Details wie das Verhältnis Mae Wests zu ihrem Filmpartner Gary Grant.

Der TV-Sender arte zeigt die Erstausstrahlung am 7. März 2021 um 22.25 Uhr. Bis zum 05. April 2021 ist die Dokumentation online verfügbar.