Fritz Wolf war eine Institution. Von 1948 bis zu seinem Tod im Jahr 2001 kommentierte er die große Politik und die kleinen Eigenheiten seiner Landsleute mit spitzer Feder: als Hauskarikaturist der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ und ihrer Vorläufer „Neues Tageblatt“ und „Neue Tagespost“, als Zeichner der katholischen Jugendzeitschriften „Die Wacht“ und „voran“ in den 1950er Jahren sowie daran anschließend als aufmerksamer Beobachter in den „Bildern aus der Provinz“ im „Stern“.
1918 in Mühlheim geboren, entdeckte Fritz Wolf in der Schule sein Zeichentalent beim Karikieren seiner Lehrer und griff – nach dem Arbeitsdienst – während des Zweiten Weltkrieges als Funker in Norwegen und Russland auch im Auftrag der Wehrmacht zum Zeichenstift. 1949 holte ihn sein ehemaliger Leutnant Archilles Markowski ohne Rücksicht auf das ein Jahr zuvor begonnene Studium an der Folkwang-Schule in Essen 1949 zum katholisch orientierten „Neuen Tageblatt“ nach Osnabrück.
Hier schuf er neben Gebrauchsgrafik auch die politischen Karikaturen, die bis zu seinem Tod im Dezember 2001 eines der Markenzeichen des „Tageblatts“ sowie seiner Nachfolgerzeitungen „Neue Tagespost“ und „Neue Osnabrücker Zeitung“ bleiben sollten. Zudem hatte er bereits seit 1948 in den katholischen Jugendzeitschriften „Wacht“ und „voran“ für fast ein Jahrzehnt ein dankbares Experimentierfeld für seine kreativen Bildideen gefunden, auf dessen Humus er nicht nur Markenzeichen wie die spätere „Stern“-Serie „Bilder aus der Provinz“ entwickelte, sondern die gesamte Bandbreite seines späteren Werkes ausloten konnte.
Fritz Wolf wartete im Berufsalltag keinesfalls auf Themenvorgaben der Redaktionen, sondern suchte sich diese gern selbst. Der „voran“-Chefredakteur Wolfgang Lüning schwärmte noch 2008 von dessen „deutlichem, sicheren Strich“ und der Liebenswürdigkeit gegenüber den Karikierten, die Fritz Wolf nie in ihrer Menschlichkeit oder Brüderlichkeit verletzt habe. Waren solcherlei Fingerübungen vielleicht auch ein wenig die Kür für den Karikaturisten, so offenbart ein Blick in die sperrigen Zeitungsbände der 1950er Jahre, dass Fritz Wolf zu dieser Zeit als „Zeichner für alles“ im Hause „Neue Tagespost“ fungierte; die klare Festlegung auf Karikaturen für die politische Redaktion erfolgte erst später. Abgedruckt sind seine auf den Zeitungsseiten eingestreuten Werbeanzeigen, gezeichnete Vignetten und kleine Illustrationen zur Auflockerung der Texte sowie neben unregelmäßig erscheinenden politischen Karikaturen auch humorvolle zeichnerische Kommentare zu Themen der Lokal- und der Sportredaktion.
In diesen Anfangsjahren ersann Fritz Wolf seine samstags erscheinende „Osnabrücker Wochenschau“, in der er in der Regel vier lokale Themen der Woche in einer zeichnerischen Collage Revue passieren ließ. Auf einen täglichen „Wolf“ als Appetitmacher zum Frühstück auf der zweiten Zeitungsseite durften sich die Tagespost“-Leser damals indes noch nicht freuen. Zum Broterwerb dieser Zeit trug neben einem Werbestand für die Neue Tagespost auch Schaufensterwerbung für Osnabrücker Kaufleute bei.
Viele Jahre brachte Fritz Wolf seine Blätter persönlich in die Redaktion am Breiten Gang, wo er bei Schreibern und Setzern ein ebenso gern gesehener wie geschätzter Gesprächspartner war. Seine Arbeiten galten aber eher als Gebrauchsgraphik im Tagesgeschäft und gingen in diesem tatsächlich bisweilen unter: Wenn die Werke in der Zeitungstechnik in Bleiklischees gegossen und für den Druck vorbereitet waren, landeten die originalen Vorlagen oft im Papierkorb.
Auch Fritz Wolf selbst kümmerte sich nicht um den Verbleib der Originale, so dass Exemplare aus der Frühzeit seines Schaffens kaum zentral überliefert sind. Erst seit den 1980erJahren sammelte er diese, weil er die Karikaturen nunmehr in die Redaktion faxte. Heute befinden sich die meisten dieser Originale aus den 1980er und 1990er Jahren im Bestand der Fritz-Wolf-Stiftung.
Das Fritz-Wolf-Archiv gibt in seiner ➤ Online-Sammlung einen umfassenden Einblick in das Werk des Karikaturisten.