Das Besondere im Alltäglichen

Kaum ein Jahrzehnt bescherte der Malerei und gestaltenden Kunst so fundamentale Neuerungen wie die 1960er Jahre. Das Von der Heydt-Museum Wuppertal lädt ab dem 10. April zu einer Reise durch ZERO, Pop und Minimal ein.

Die Schau mit Werken von 95 Künstlern ist hier am richtigen Ort, denn das Wuppertaler Museum erwarb Arbeiten von Gerhard Richter, George Segal oder Robert Indiana schon zu einer Zeit, als die später Weltberühmten nur Insidern bekannt waren.

So unterschiedlich wie die Protagonisten und die von ihnen begründeten Gruppen, Ideen oder Stilrichtungen auch waren, gab es doch auch zahlreiche Gemeinsamkeiten – etwa die Entdeckung neuer Themen und Materialien, die Einbeziehung des Alltagslebens in den einstmals sakralen Bereich der Kunst, die ästhetische Besetzung des öffentlichen Raums oder das gesellschaftliche und politische Engagement der Kulturschaffenden.

Diskussionsanregend waren ZERO, Pop und Minimal immer und daran hat sich bis heute wenig geändert, denn viele Innovationen der 60er und 70er Jahren beeinflussen weiterhin unser Alltagsleben und Kunstempfinden.

An George Segals legendärer Installation „Ruth in der Küche“ (1964) hat ein wenig der Zahn der Zeit genagt, doch der Betraqchter fragt sich noch immer, was genau Ruth – aus welchem Grund und wie lange schon – da überhaupt beobachtet.  Auch Robert Indianas „Four“ (1964) hat mittlerweile Ikonographisches, das weit über die Zeit seiner Entstehung hinausreicht. Das gilt freilich nicht für alle Exponate gleichermaßen, was wiederum zum Anlass für eine interessante Ursachenforschung werden kann.
Ein reizvoller Einblick in die Sammlung eines Museums und seine vorausschauenden Erwerbungen vor einem halben Jahrhundert.

ZERO, Pop und Minimal – Die 1960er und 1970er Jahre, 10. April 2022 – 16. Juli 2023, Von der Heydt-Museum Wuppertal