Das Lob Gottes und der Ruhm des Königs

250 Jahre nach seinem Tod machte das Fernsehen ein Prélude von Marc-Antoine Charpentier (1643-1704) berühmt. Doch die spätere Eurovisionshymne ist allenfalls der brillante, farbenprächtige Einstieg in ein vielschichtiges Oeuvre. Valentin Tournet hat drei Werke an einem Ort eingespielt, der dem großen französischen Komponisten vermutlich besser gefallen hätte als jeder andere.

Die 1710 eingeweihte Schlosskapelle von Versailles ist sicher die adäquate Kulisse für die barocke Prachtentfaltung, die Marc-Antoine Charpentier sowohl in der eindringlichen Psalmvertonung „De Profundis“ H.189 als auch in dem überschwänglichen Magnificat H.79 und in seinem populären „Te Deum“ aus dem Jahr 1692 zelebriert. Dabei gehörte der Komponist nicht zur eigentlichen Entourage Ludwigs des XIV. – seine Bemühungen, eine offizielle Anstellung am königlichen Hof zu erhalten, blieben zeitlebens erfolglos.

Trotzdem wurde er mit Wohlwollen betrachtet, feierten seine geistlichen Werke doch nicht nur den Schöpfer der Welt, sondern auch den Herrscher Frankreichs, der Ende des 17. Jahrhunderts fast alle europäischen Länder gegen sich wusste. Das „Te Deum“, das wahrscheinlich aus Anlass des Sieges in der Schlacht bei Steenkerke entstand, schrieb der Komponist jedenfalls in D-Dur, einer Tonart, die er selbst als „joyeux & très guerrier“ („fröhlich und sehr kriegerisch“) charakterisierte .

In der Einspielung von Valentin Tournet spielen martialische Aspekte keine Rolle, auch wenn er das „Te Deum“ – wie zur Entstehungszeit üblich – mit Fanfaren und Märschen, hier von Pierre Danican Philidor (1681-1731), einleitet. Der junge französische Barockspezialist spornt den von ihm gegründeten Chor- und Orchesterverband „La Chapelle Harmonique“ zu einer furiosen Darbietung an, die Charpentiers glanzvolle, raffinierte und überaus abwechslungsreiche Partituren in hellem Licht erstrahlen lässt.

Die tiefe Melancholie des „De Profundis“ bildet dabei einen spannungsreichen Gegenpol zu den Lobpreisungen der beiden anderen Werke, die sich in dieser ungeheuer dynamischen und temporeichen Interpretation fast zu überschlagen erscheinen. Neben Chor und Orchester tragen auch die fünf Solisten Gwendoline Blondeel, Cécile Achille, David Tricou, Mathias Vidal und Geoffroy Buffière mit prägnanten, hochkonzentrierten Darbietungen zu einer rundum gelungenen Aufnahme bei.

Marc-Antoine Charpentier: Te Deum; De profundis; Magnificat, Chateau de Versailles Spectacles