Das Wiener Zinshaus

Ein Phänomen im Spannungsfeld von Architektur-, Wirtschafts-, Stadt- und Sozialgeschichte beleuchtet eine aktuelle Buchveröffentlichung von Marion Krammer und Margarethe Szeless, den Gründerinnen unseres Wiener Redaktionspartners „wesearch. agentur für geschichte und kommunikation“. Der Bildband dokumentiert Häuser der Gründerzeit (ca. 1840–1918), die das Bild der österreichischen Hauptstadt bis heute prägen.

Wir sehen hier ein besonders eindrucksvolles Beispiel. „Doorway“ nannte Paul Freiberger seine um 1930 entstandene Fotografie, bei der er ein gründerzeitliches Portal eines Wiener Zinshauses fulminant in Szene setzte. Neben dem genrehaften Moment, einer Begegnung zwischen Jung und Alt, hebt diese Komposition auf die ornamentale Wirkung des schmiedeeisernen Eingangstores ab sowie auf dessen Licht- und Schattenspiel an den marmornen Wänden des Foyers.

Bis heute prägen tausende Mietshäuser des 19. und frühen 20. Jahrhunderts das Gesicht Wiens. Ihre oft prächtigen Fassaden erzählen von einer Zeit des kulturellen und wirtschaftlichen Aufbruchs, ihre praktischen Grundrisse erlauben unterschiedliche Nutzungen, die solide Ausführung sorgt dafür, dass sie auch aktuellen Ansprüchen an den Wohnbau genügen – mehr noch: Altbauwohnungen sind so begehrt wie nie.

 

Buchtipp
„Das Wiener Zinshaus. Bauen für die Metropole“ ist vor wenigen Wochen im Residenz-Verlag erschienen. Auf 250 Seiten gibt es eindrucksvolle und bereits verschwundene Bauten, außergewöhnliche Fassaden sowie prachtvolle Foyers und Stiegenhäuser zu entdecken. Marion Krammer und Margarethe Szeless, die Gründerinnen von „wesearch. agentur für geschichte und kommunikation“, der Kunsthistoriker Andreas Nierhaus und die Fotografin Nora Schoeller legen damit die erste umfassende Publikation zu diesem Thema vor. Die erste Auflage ist bereits vergriffen, eine zweite, für die Vorbestellungen möglich sind, erscheint im Herbst 2023.