Das Arbeitsgebiet der 1975 gegründeten Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück ist mit 2.250 km² nur etwas kleiner als das Bundesland Saarland. Das kleine Archäologie-Team kümmert sich um 1.500 bekannte obertägige archäologische Kulturdenkmale wie Großsteingräber, Grabhügel, Wall- bzw. Burganlagen, Kirchen sowie gut 9.000 bislang entdeckte archäologische Fundstellen im gesamten Osnabrücker Land – und fast täglich werden es mehr.
Eine Herausforderung ist auch die extreme Bautätigkeit, überall werden immer neue Fläche erschlossen. Allein in Niedersachsen beträgt der Verbrauch täglich 8 ha, also mehr als elf Fußballfelder. Im Osnabrücker Land liegt er bei mehr als 800 m² pro Tag. Hinzu kommt die Energiewende mit gigantischen linearen Baumaßnahmen mit Stromleitungen und Windparks. Auch infolge von Klimawandel und Borkenkäfern sind durch die enorme Zunahme von Waldarbeiten viele im Wald bislang geschützt liegende obertägige Denkmale gefährdet.
So kann es vorkommen, dass Überreste von denkmalgeschützten Burganlagen wie beispielsweise die mitten im Wald gelegene Bardenburg in Georgsmarienhütte-Oesede in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Wallanlage ist allerdings nicht auf den ersten Blick als bedeutendes Kulturdenkmal zu erkennen. Heute gibt es hier keine „märchenhafte“ Burganlage zu sehen, sondern nur teils mächtige, ca. 10 m breite und bis zu 2 m hohe Wälle mit vorgelagerten Gräben.
Die Bardenburg liegt auf einem Sporn am Nordwesthang des Reremberges und ist durch steil abfallende Hänge natürlich geschützt. Die innere Aufteilung in Haupt- und Vorburg ist noch gut wahrnehmbar. Die Vorburg diente im Wesentlichen der Versorgung des zusätzlich abgesicherten Kernbereiches. Ebenfalls erhalten sind der lang gestreckte ovalförmige Burgwall von 260 x 100 m Ausmaß mit vorgelagerten Gräben und Toranlagen.
Archäologische Grabungen
Wall und Graben sind Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs. untersucht worden, zuletzt legte die Osnabrücker Archäologie 1984 fünf Schnitte durch die Wälle an. Die Grabungen erbrachten zwar keine datierbaren Funde, allerdings konnte die Konstruktionsweise geklärt werden: Die erste Ausbaustufe erfolgte im Frühmittelalter, vermutlich sogar erst um das Jahr 1000, die jüngere Phase steht eventuell im Zusammenhang mit der urkundlichen Erwähnung im Jahr 1184. Trotz umfangreicher vorheriger Ausbaumaßnahmen ist die Anlage nie in größerem Rahmen genutzt worden. Die Zweiteiligkeit der Burganlage weist auf eine Entstehung während des frühen Mittelalters hin, vermutlich sogar um die Wende zum Hochmittelalter.
Während der Ausgrabungsarbeiten 1984 kam eine kuriose Entdeckung zum Vorschein: eine Plastikdose, die neben Glitzersteinen, Spielfiguren und Kinderschmuck auch einen Brief der „Bardenburg-Bande“ enthielt, mit der Bitte um Hilfe bei der Mission die Bardenburg zu schützen, zu erforschen und bekannt zu machen. Ein bereits 1984 gestarteter Zeitungsaufruf erreichte die beiden damaligen Verfasserinnen erst 2015, die sich daraufhin bei der Osnabrücker Archäologie meldeten. Sie berichteten, dass sie die Dose wohl ein paar Jahre vor den Ausgrabungsarbeiten dort verborgen hätten.
Kulturschutz, Denkmalpflege und Tourismus
Wenn es vor Ort nicht mehr viel zu sehen gibt, ist es manchmal schwer zu vermitteln, was genau hier schützen- und erhaltenswert ist. Daher ist es umso wichtiger über das Thema Kulturgutschutz zu informieren und den eigenen Blick für die Landschaft rundum zu schärfen. Jeder Eingriff bedeutet auch eine unwiederbringliche Zerstörung von Bodendenkmälern, was für unsere Natur- und Kulturlandschaft nicht ohne Folgen bleibt.
Im Laufe der Zeit sind die Wälle der denkmalgeschützten Burganlage in Oesede immer wieder beschädigt worden. Um dem weiteren Verfall an der Bardenburg entgegenzuwirken, wurden Ende 2021 die Spitzgräben freigeräumt und Wall und Graben an der Nordostseite der Anlage wieder rekonstruiert. Mit Unterstützung seitens der Stadt Georgsmarienhütte, Heimatverein Georgsmarienhütte, Natur- und Geopark Terra.vita und der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück wurden im Jahr 2022 auch die Ausschilderungen, Informationseinheiten und Rastplatzmöglichkeiten erneuert, die nun wieder zum Verweilen einladen.
Neben Wanderwegen wie der Terra.track „Von Park zu Park“ und der „Ahornweg“, führen auch Radwege hier entlang. Daher wird das Projekt auch von der Interessengemeinschaft Osnabrück der Deutschen Initiative Mountainbike e.V. (DIMB), mitgetragen, die sich für ein umwelt- und sozialverträgliches Mountainbiking engagiert. Die Bitte um Einhaltung bestimmter Verhaltensregeln und Streckennutzungen im Wald soll damit verstärkt werden und gleichzeitig querfeldein fahrende Radfahrerinnen und Radfahrer auch für den Kulturgutschutz sensibilisieren. Damit das Kulturdenkmal auch weiterhin erhalten bleibt, wünschen sich alle Beteiligten einen pfleglichen Umgang mit der Anlage.