Seine Motetten beschworen die Allmacht Gottes, strahlten aber auch auf die französischen Monarchen, in deren Herrschaftsbereich solche Wunderdinge erfunden wurden. Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville war ein Star des „Concert spirituel“, das Choeur & orchestre Marguerite Louise wieder lebendig werden lassen.
Wenn Hügel hüpften wie junge Lämmer, die Sonne auf- und unterging und die Wassermassen des Rotes Meeres vor dem auserwählten Volk flohen, war Mondonville in seinem Element. Der französische Komponist entwickelte sich Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem Klangmaler ersten Ranges und gestaltete seine imposanten Psalmvertonungen wie akustische Bilderbögen.
Die Begeisterung der staunenden Zeitgenossen kannte kaum Grenzen und wenn in der Motette „Dominus regnavit“ die Wasserströme toben, wird schnell klar, wie plastisch und synästhetisch das „Concert spirituel“ auf die Zuhörenden gewirkt haben muss. Heute klingt die eine oder andere Passage etwas befremdlich, aber man muss überillustrierte, hemmungslos pathetische Aufschwünge gar nicht mögen, um verblüfft zu sein, welche Unmenge von Effekten Mondonville zu Gebote standen.
Die Motetten „In exitu Israel“ (1753), „Dominus regnavit“ (1734) und Coeli enarrant gloriam Dei“ (1749) liegen nun in einer neuen, raffiniert ausbalancierten Einspielung vor. Neben der angemessen theatralischen Darbietung der Solisten Maïlys de Villoutreys, David Witczak, Mathias Vidal, Virginie Thomas und Francois Joron gefällt vor auch das lebendige Spiel des Orchestre Marguerite Louise.
Die Hauptrolle der von Gaetan Jarry geleiteten Aufnahme fällt allerdings dem Choeur Marguerite Louise zu. Mondonvilles virtuose Chorsätze verlangen dem Ensemble eine ganze Reihe von Höchstleistungen ab, die scheinbar unangestrengt bewältigt werden.
Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville: Grand Motets (In exitu Israel; Dominus regnavit; Coeli enarrant gloriam Dei), Chateau de Versailles Spectacles