Einer prägnanten Halskrause verdankt er seinen Namen, seine Flügelspannweite macht ihn zu einem der größten Greifvögel Europas und ein scharfer Schnabel ist sein nützliches Werkzeug: Die Rede ist vom Mönchsgeier, der in Südeuropa und Zentralasien beheimatet ist. Der Bestand der beeindruckenden Vögel nimmt stetig ab, deshalb spielen Wiederansiedlungsprojekte eine wichtige Rolle.
Mit einer Flügelspannweite von 250 bis 295 Zentimetern zählen die Mönchgeier in ihrem bräunlich dunklen Federkleid zu den größten Greifvögeln Europas. Ihr kahler Kopf lässt sie für viele Menschen eher unheimlich aussehen, dabei ist er ein zentrales Erscheinungsmerkmal der Altweltgeier und sie verdanken ihm sogar ihren Namen. Denn in Kombination mit seiner gefiederten Halskrause hat das Erscheinungsbild des Mönchsgeiers die Menschen in der Vergangenheit vermutlich an die Mönchskutte erinnert. Deswegen wird er auch als Kuttengeier bezeichnet.
Nützlicher Aasverwerter
Mönchsgeier ernähren sich hauptsächlich von Aas. Auf ihrem Speiseplan stehen größere und mittlere Säugetiere, deren Kadaver die Vögel mit ihrem scharfen und starken Schnabel zerlegen. Von den gefundenen Tieren fressen Mönchsgeier auch zähe Teile, wie Muskeln, Sehnen oder die Haut. Was für uns Menschen unappetitlich oder sogar ekelhaft erscheinen mag, ist in der Natur ein wichtiger Bestandteil der Verwertungskette.
Die Geier nutzen tote Tiere als Nahrungsquelle, die ansonsten womöglich verwesen würden und damit eine Infektionsquelle und eine Gefahr für das Grundwasser darstellen können. Das scheinbar unappetitliche Fressverhalten der Geier ist tatsächlich also sehr nützlich. Wenn die Mönchsgeier kein Aas finden, kann es aber auch schon einmal vorkommen, dass sie selbst auf die Jagd gehen und kleinere Tiere wie Eidechsen, Schildkröten oder Hasen erlegen.
Sinkende Population
Mönchsgeier gehören zwar zu den größten Geiern, ihre Population verringert sich jedoch kontinuierlich und sie gelten laut der Weltnaturschutzorganisation IUCN, die auch die sogenannte „Rote Liste“ der bedrohten Tier- und Pflanzenarten herausgibt, als potentiell gefährdet. Ihr Verbreitungsgebiet liegt vor allem in Zentralasien und Südeuropa.
In Südeuropa sind die Vögel hauptsächlich in Spanien und Frankreich zu finden, wo es erfolgreiche Schutz- und Wiederansiedlungsgebiete gibt. Auch im Zoo Osnabrück gab es bereits Mönchsgeiernachwuchs, der in den europäischen Wiederansiedlungsgebieten ausgewildert wurde. Obwohl die Population in Europa durch die Wiederansiedlungs- und intensiven Schutzmaßnahmen leicht zunimmt, sinkt die globale Population der Mönchsgeier langsam. Das liegt daran, dass in der deutlich größeren asiatischen Population ein moderater, aber doch stetiger Rückgang der Brutpaare zu verzeichnen ist. Der Gesamtbestand wird auf 7.200 bis 10.000 Paare geschätzt.
Die Gründe für den Bestandsrückgang sind vielfältig, doch sie lassen sich in den meisten Fällen auf den Menschen zurückführen. So werden Mönchsgeier in Teilen Asiens gezielt bejagt oder sie tappen in Fallen, die für andere Tiere gedacht waren. Als großes Problem erweist sich auch ein Mangel an Nahrungsquellen. Hier ist der Rückgang von Beutetieren ebenso ein Problem wie Gesetzesregelungen zur Beseitigung von Tierkadavern, die es auch in Europa gibt. Zusätzlich spielen auch Umweltgifte eine Rolle beim Rückgang der Vorkommen. Für einen effektiven Schutz müssen somit viele verschiedene Maßnahmen getroffen werden. Schutzgebiete und Wiederansiedlungsprojekte sind ein wichtiger Teil davon.
Im Zoo Osnabrück leben das Weibchen Hera, hier geschlüpft im Jahr 2010, und das Männchen Hades, geschlüpft 2011 in Puy du Fou, Frankreich. Der Zoo hofft auf baldigen Nachwuchs. Die beeindruckenden Adler leben gegenüber der zurzeit entstehenden „Wasserwelten“ und sind bis etwa Mitte 2022 deswegen nur mit etwas Abstand zu sehen.