Die 1747er und die Flöte von heute

Mit dem Cellisten Jean Halsdorf, dem Cembalisten Léon Berben und dem Ensemble Pyramide präsentiert der Schweizer Flötist Markus Brönnimann auf seiner neuen CD vier Flötensonaten von Komponisten, die sich 1747 in Potsdam trafen. Dazu gesellt er zwei eigene Werke aus dem Jahr 2016 und Johann Sebastian Bachs berühmte Toccata und Fuge d-moll in einer kammermusikalischen Fassung für sechs Instrumente.

Im Frühjahr 1747 kam es im Potsdamer Stadtschloss zu einer außergewöhnlichen Begegnung: Johann Sebastian Bach und sein Sohn Wilhelm Friedemann trafen den musikbegeisterten Monarchen Friedrich II., aber auch den Sohn bzw. Bruder Carl Philipp Emanuel und dessen Kollegen Franz Benda, der wie Bachs Zweitältester in der höfischen Kapelle Dienst tat.

Worüber sich die Künstler und der Flöte spielende König austauschten, ist leider nicht im Detail überliefert und von Benda und den Bach-Söhnen gibt es kein „Musikalisches Opfer“, das sich mit dem seinerzeit entstandenen Meisterwerk des alten Bach vergleichen ließe. Brönnimann stellt deshalb vier Flötensonaten gegenüber, die zwischen 1720 und 1756 entstanden sind und trotz der identischen Tonart e-moll eine erstaunliche Bandbreite zeigen.

Von der experimentierfreudigen und unkonventionellen Art des Wilhelm Friedemann führt ein weiter Weg zum kunstvoll-verschlungenen und doch so ebenmäßigen Meisterwerk seines Vaters, und der empfindsame Carl Philipp Emanuel scheint durchaus andere Vorstellungen gehabt zu haben als der melodienfreudige, nach Geste und Ausdruck drängende Franz Benda.

Markus Brönnimann und seine Mitstreiter machen die feinen Unterschiede vor dem gemeinsamen Klanghorizont deutlich und knüpfen auf der anderen Seite neue Verbindungslinien, indem sie Brönnimanns eigene Werke und moderne Spieltechniken als Weiterentwicklung einer jahrhundertealten Entwicklung interpretieren. Das gilt naturgemäß für die Transkription von Bachs Toccata und Fuge, in besonderer Weise aber auch für Brönnimanns vielfarbiges „Nocturne“ für Altflöte/Flöte und Streichtrio, das zwischen den Zeiten hin- und herzuschwanken scheint.

Bachs, Benda and Brönnimann. Musik für Flöte von Wilhelm Friedemann Bach, Markus Brönnimann, Franz Benda, Johann Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach, Toccata next