Die Schattenseite des Lichts

Licht erhellt unseren Alltag, unsere Wohnungen, unsere Straßen, unsere Städte. Während die Allgemeinheit Dunkelheit eher als Bedrohung empfindet, sprechen Experten von Lichtverschmutzung.

Seit Beginn der Industrialisierung schreitet die künstliche Beleuchtung unaufhörlich voran, jährlich steigt sie weltweit um etwa sechs Prozent. Die dauerhafte Abwesenheit völliger Dunkelheit bezeichnen Fachleute als Lichtverschmutzung. Während andere schädliche Emissionen strengen Umweltauflagen unterliegen, mangelte es beim Thema Lichtverschmutzung lange an Problembewusstsein.

Ein Überfluss an künstlicher Beleuchtung beeinflusst die Natur und die Tierwelt, mitunter sogar die menschliche Gesundheit. Vor allem das energiereiche blaue Spektrum aus kaltweißen Lichtquellen wie LED stört den Hormonhaushalt und damit die Schlafqualität und Regenerationsfähigkeit. Pro Straßenlaterne sterben in einer Sommernacht bis zu 150 Insekten, deren Leistungen für unser Ökosystem immens wichtig sind. Zugvögel werden von ihrer Route abgelenkt und in ihrem Tag-Nacht-Rhythmus gestört. Was also tun?

Sterneninseln Pellworm und Spiekeroog

Es gibt mittlerweile Initiativen wie die International Dark-Sky Association (IDA ➤ LINK), die sich weltweit mit Partnerorganisationen gezielt gegen Lichtverschmutzung einsetzen. So vergibt die IDA beispielsweise an ausgewählte Städte oder Regionen die Auszeichnung als internationaler Sternenpark. Damit ist das Versprechen verbunden, Umweltbelastungen durch Lichtverschmutzung zu verringern sowie zur Gesunderhaltung aller Lebewesen und Energieeinsparung beizutragen.

De Utkieker – Bronzefigur auf einer Aussichtsdüne der Insel Spiekeroog

In Deutschland haben zuletzt die Inseln Pellworm und Spiekeroog diese Auszeichnung erhalten. Die beiden Nordseeinseln bieten noch immer eine natürliche Nachtlandschaft mit dunklem Sternenhimmel und setzen sich beispielhaft für den Schutz der Nacht durch entsprechende Beleuchtung ein. Sie werben nun mit dem Titel „Sterneninsel“ für sich.

Begleitet wurde die Bewerbung der beiden Inseln als internationaler Sternenpark durch den ehemaligen Leiter des Planetariums im Osnabrücker Museum am Schölerberg (➤ LINK), Dr. Andreas Hänel. Er gilt als Experte für Lichtverschmutzung. In dieser Funktion hat er die notwendigen Messungen der Himmelshelligkeit auf beiden Nordseeinseln durchgeführt. Für sein Engagement gegen Lichtverschmutzung erhielt Hänel kürzlich das Bundesverdienstkreuz.