Die Zeitschrift „magnum“ wollte in den 1950er Jahren neue Maßstäbe setzen. Schon die Bildpaare auf dem Titelblatt forderten zum Diskurs auf.
Montagen der Moderne – was haben eine ägyptische Statue und ein Telefonhörer gemeinsam? Genauso viel wie der Parthenon Tempel und die Karosserie eines modernen Automobils! Aber jetzt einmal schön von Anfang an. Wir zeigen hier das Titelblatt der ersten Ausgabe von „magnum. Zeitschrift für das moderne Leben“ aus dem Jahr 1954. Der Name dieser österreichischen Kulturzeitschrift ist von der berühmten Fotoagentur Magnum geklaut und verrät den Anspruch, aus der muffigen Nachkriegsatmosphäre auszubrechen und den Anschluss an die internationale Reportagefotografie zu schaffen.
Tatsächlich setzt die Kulturzeitschrift magnum in Aufmachung und Konzept am heimischen Illustriertenmarkt radikal neue Maßstäbe. Zeitschriftenmacher Karl Pawek entwirft nämlich eine Bildsprache zusammengesetzt aus Bildpaaren auf den Doppelseiten der Zeitschrift. Durch formale und/oder inhaltliche Analogieschlüsse oder Gegensätze zwischen den Fotos konstruiert er komplexe Aussagen über die Gegenwart.
Dieses Montageprinzip ist faszinierend, assoziativ aber auch manipulativ, da hier eine beabsichtigte Interpretation der Bildpaare mitschwingt und auch in den Bildunterschriften ausformuliert ist. Was ist also nun mit der Bildgegenüberstellung auf dem ersten Titelblatt von magnum gemeint? Es handelt sich um eine Bezugnahme auf Le Corbusier, der den Parthenon Tempel mit der Karosserie eines Hispano-Suiza vergleicht und beide gleichermaßen als Ausleseprodukte, als kulturelle Hervorbringungen auf der Höhe ihrer Zeit, bezeichnet.
Paweks Bildgegenüberstellung auf dem Titelblatt Nr. 1 ist programmatisch im doppelten Sinne: als Vorschau auf das Montageprinzip der Bildpaare in magnum und als ganz gezielte Anspielung auf einen Diskurs der modernen Form, der von Avantgardisten wie Le Corbusier initiiert und von magnum weitergeführt wird.