Die Hase – so wenig spektakulär ihr Name klingt, so vielfältig ist der Kulturraum, den der kleine, im Norden des Teutoburger Waldes entspringende Fluss auf einer Gesamtlänge von immerhin 169,06 km durchfließt. Dass es sich lohnt, einmal genauer hinzugucken, haben der Autor Volker Issmer und der Fotograf Uwe Lewandowski bei ihrem gemeinsamen Buchprojekt „Geschichten vom Fluss“ erfahren dürfen.
„Der Haseraum ist etwas ganz Besonderes, Unverwechselbares“, stellt Volker Issmer in seiner Einleitung fest. In seinen Geschichten führt uns der Autor, der die Hase schon als junger Mensch kennenlernte und der sie nun im Ruhestand noch einmal ganz neu entdeckt hat, einen uralten Kulturraum vor Augen. Auch Menschen stellt er vor, die untrennbar mit der Hase und der norddeutschen Agrarlandschaft verbunden sind, durch die sie ihren Weg nimmt.
Wenig dramatisch kommt dieser Landschaftsraum daher und fasziniert erst auf den zweiten Blick mit einer zum Teil fast mysthisch geheimnisvollen Atmosphäre. Ob die Straße der Megalithkultur, die vorgeschichtliche Steinsetzungen des Osnabrücker und des Oldenburger Landes miteinander verbindet oder die mit Sagen und Legenden verbundene „Rote Säule“ – der Autor lässt den Leser teilhaben an zahlreichen historischen Entdeckungen und Geschichten.
Aber er nimmt uns auch mit in die pure Idylle, die ihm auf seiner Fahrradtour begegnet: „Es sind vor allem die Linden, die gerade in Blüte stehen – es riecht nach Honig und das Summen unzähliger Insekten erfüllt die Luft …“
Volker Issmers sorgfältig recherchierte und lebendige Geschichten und die eindrucksvollen Farbfotos von Uwe Lewandowski machen Lust, die Hase näher kennenzulernen und mehr über ihren Verlauf, das Netzwerk ihrer Nebengewässer, die Landschaften, die sie durchfließt und über die Menschen, für die sie eine besondere Rolle spielt, zu erfahren.
Ungewollte, traurige Aktualität erfährt das Buch durch die Umweltkatastrophe, die im August 2020, ausgelöst durch einen Großbrand im Osnabrücker Stadtteil Fledder, einen ganzen Abschnitt der Hase für Jahre schwersten Schaden zufügte. Volker Issmers facettenreiche „Geschichten vom Fluss“ machen einmal mehr deutlich, auf wie vielen verschiedenen Ebenen ein kleiner Fluss wie die Hase kostbar und unersetzlich ist.
„Geschichten vom Fluss. Der Haseraum in Wort und Bild“ ist als Bd. 24 der „Schriften zur Kulturgeschichte des Osnabrücker Landes“ und mit Förderung durch das Kulturbüro des Landkreises Osnabrück beim Geest Verlag, Vechta, (2020) erschienen. Das Buch umfasst 315 Seiten und kostet 16,80 €.