Diese Geschichte mit Corona

Eigentlich hätte hier jetzt ein Text stehen sollen, der Sie einlädt eine Frühlingsgeschichte zu schreiben. Es wäre um wuschelige Häschen auf maigrünem Gras gegangen, die fröhlich auf einen Konflikt mit einem Vögelchen zu hoppeln, um ihn dann gleich naserümpfend zu lösen.

Aber jetzt ist alles anders. Der Frühling bleibt uns zwar erhalten, wird aber ein bisschen überlagert von Corona. Deshalb heute die Einladung, eine Corona-Geschichte zu schreiben.
Wir nähern uns der Geschichte über den Konflikt – was bei einer Story zum Thema Corona ja nicht ganz unpassend ist. Ein Konflikt ist der Kern einer (Kurz)Geschichte, er setzt die Handlung in Gang, treibt sie voran und ermöglicht so eine Geschichte.

Stellen wir uns mal eine Begebenheit ohne Konflikt vor: Jemand will in ein Geschäft gehen, um etwas zu kaufen. Er geht hin, tritt rein, kauft etwas, bezahlt und geht wieder nach Hause. Das sind zwar auch eine Menge Ereignisse, es passiert ganz viel, je nach Ausformulierung entsteht auch ein längerer Text, aber so richtig interessant wird es noch nicht. Wir brauchen einen Konflikt, der die Geschichte für uns spannend macht. Neben der Frage: „Wie wird der Konflikt gelöst?“ kann sich auch noch die Frage stellen: „Wie löst die Hauptfigur den Konflikt?“

Stellen wir uns also vor, jemand will etwas einkaufen, sie geht zum Laden, – ach Mist, es ist Corona-Zeit – und die Person hat leider ihre Maske vergessen. Der Konflikt ist jetzt zwar da, aber uns fehlt noch die Motivation der Figur: Warum ist es wichtig für die Figur, etwas (Bestimmtes) einzukaufen? Ist die Motivation gering oder gar nicht da, wäre es wahrscheinlich, dass die Figur einfach wieder nach Hause geht. Und fertig. Und wieder ist nichts Spannendes passiert. Schade.

Die Konfliktparteien

Wir benötigen für einen Konflikt also auch Parteien, die den Konflikt führen. Und je größer die Motivation, desto wahrscheinlicher, dass die Figuren auf ihrem Standpunkt beharren und sich größte Mühe geben, ihr Ziel zu erreichen.

Denken wir uns also, dass unsere Figur nicht nur irgendetwas kaufen will, sondern etwas, das für sie (extrem) wichtig ist. Es könnte das versprochene Abendessen sein für die Familie. Gibt es kein Abendessen, gibt es Knatsch. Es könnte aber auch das Abendessen sein, für das Date, das heute endlich ansteht.
Möglicherweise hat man/frau sogar extra einen Corona-Test gemacht und vielleicht sind die Tests jetzt erstmal ausverkauft, sodass man das Date auch nicht einfach auf morgen schieben kann. Und wenn es kein Abendessen gibt, gibt es kein Date und wenn es kein Date gibt, gibt es gebrochene Herzen …

Auf der anderen Seite müsste jetzt jemand stehen, der eine entgegengesetzte Motivation hat, in diesem Fall: Verhindern will, dass die Person das Abendessen kauft. Das einfachste wäre natürlich ein Verkäufer, der sagt: „Ohne Maske darfst Du nicht in den Laden!“

Persönliche Motivationen

Hier würden dann schon zwei entgegengesetzte Motivationen aufeinanderstoßen – aber es wären zwei Motivationen auf unterschiedlichen Ebenen: Eine persönlich (verliebt, Date, Sorge vor gebrochenen Herzen), eine eher sachlich (Verordnung). Viel interessanter wird es, wenn es neben der rein sachlichen auch noch eine persönliche Motivation gäbe. Zum Beispiel: Der Verkäufer lebt mit einer Risikoperson zusammen, sodass es unwahrscheinlich ist, dass er ein Auge zudrückt.
Jetzt stehen sich zwei annähernd gleichberechtigte Positionen gegenüber und die spannende Frage lautet: Wer wird gewinnen?

Gerade in der Corona-Zeit gibt es unzählige denkbare Konflikte: Zwei Kunden wollen die letzte Packung Klopapier kaufen. Jemand weigert sich, in der S-Bahn eine Maske aufzusetzen, obwohl er von anderen Passagieren darum gebeten wird. Der Enkel will die Oma im Pflegeheim besuchen, darf aber nicht. Ein Vater macht Home-Office mit einem wichtigen Video-Call und der Sohn braucht genau jetzt Hilfe bei Mathe.
Jemand will unbedingt ein neues Tattoo, um eine Wette einzulösen, aber alle Tattoo-Studios sind geschlossen. Oder. Oder. Oder.

Suchen Sie sich doch einen Konflikt aus oder schaffen Sie einen ganz neuen. Beladen Sie Ihre Figuren mit Motivation und lassen Sie sich überraschen, wie schnell die Geschichte Fahrt aufnimmt, wenn Sie diese Schritte befolgen!

Wenn Sie mögen, schicken Sie uns Ihre Ergebnisse an redaktion@kulturabdruck.de.

Wir sind gespannt!