Ein amerikanischer Klassiker

William Grant Still (1895-1978) war der Pionier der afroamerikanischen Musik und ein passionierter Grenzgänger zwischen unterschiedlichen Genres und Stilen. Die Violinistin Zina Schiff, das Royal Scottish National Orchestra und die Dirigentin Avlana Eisenberg stellen mit neun Weltersteinspielungen einen Querschnitt durch Stills facettenreiches Werk vor.

Alle Stücke seien erfüllt von der Liebe zu Gott, seinem Land und seiner Herkunft, der Liebe zu Familie und Freunden und sogar zu seinem Hund, meinen Zina Schiff und ihre Tochter Avlana Eisenberg in ihrem launigen Booklet-Beitrag zu dieser CD. Tatsächlich sind Stills Kompositionen von einer ansteckenden Freundlichkeit, die gesellschaftliche Konflikte nicht übertüncht, aber ganz unbedingt an die versöhnende Kraft der Musik glaubt. William Grant Still war der erste man of color, der ein großes amerikanisches Orchester dirigierte und seine Opern in bedeutenden Theatern aufführen lassen konnte – für ihn das Versprechen auf eine Zukunft, in der Rassismus und Ausgrenzung keine Rolle mehr spielen würden.

„For me, there is no white music or black music. There is only music by individual men that is important if it attempts to dignify all men, not just a particular race.”
William Grant Still

Ob er seine Begeisterung für die Eisenbahn in Szene setzt („Can´t You Line ´Em“), den Schönheiten der kalifornischen Landschaft huldigt („Pastorela“), sich von modernen Kunstwerken inspirieren lässt oder „a jazzy romp“ mit seinem Hund Shep veranstaltet, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Stills Werke sind stets eingängig, immer stilbewusst, mal humorvoll, mal ein wenig melancholisch und streckenweise erreichen sie echte Ohrwurmqualitäten – wie etwa der zweite, „Danse“ betitelte Satz aus der um 1918 entstandenen „American Suite“ oder das wundervolle „Mother and Child“ aus der „Violin Suite“ von 1943.

Zina Schiff, das Royal Scottish National Orchestra und Avlana Eisenberg nähern sich Stills Partituren mit viel Einfühlungsvermögen, meiden aber die Grenze zum allzu Sentimentalen. Kitschig wird es nicht – schön ist es durchgängig. Ein gelungenes Porträt und eine stimmige Ergänzung der Einspielung von Stills fünf Symphonien, die in der Naxos-Reihe „American Classics“ bereits erschienen sind.

William Grant Still: Summerland, Naxos