Ein Bonbon als Exportschlager

Mit einem neuen Redaktionspartner wirft „Kulturabdruck“ ab sofort einmal im Monat einen Blick über die Landesgrenze. Die Geschichtsagentur „wesearch“ wurde 2013 von Marion Krammer und Margarethe Szeless in Wien gegründet. Ihr Ziel ist es, historische Inhalte zu recherchieren und Geschichte(n) für unterschiedliche Medienkanäle und Kommunikationszwecke spannend aufzubereiten. Im Mittelpunkt des ersten Teils stehen die weltbekannten „Wiener Zuckerl“.

Die Geschichte des süßen Exportschlagers beginnt 1891, als die Brüder Gustav & Wilhelm Heller im dritten Wiener Bezirk mit der Fertigung von Zuckerwaren starteten. Das von den beiden erfundene und bis heute produzierte „Wiener Zuckerl“ zählt zu einem der bekanntesten Bonbons weltweit. Das Geheimnis der „Wiener Zuckerl“ lag im Wasserdampf, der vom benachbarten Beatrixbad kam. Die Konkurrenz setzte zu diesem Zeitpunkt noch auf offenes Feuer bei der Zuckerwarenherstellung.

Die Innovation Zucker unter Vakuum zu kochen, katapultierte die findigen Brüder schlagartig unter die weltweit führenden Zuckerwarenproduzenten. Bald exportierten sie ihre Waren nach Übersee. Der Erfolg zeigt sich nicht zuletzt in Zahlen: 1898 wurde die Heller Bonbon Fabrik im 10. Wiener Bezirk gebaut, die vor 1914 bis zu 1400 Menschen beschäftigt haben soll.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges mussten die zu k.u.k. Hoflieferanten ernannten Brüder einige ihrer ausländischen Niederlassungen schließen. Die Brüder setzten fortan auch auf die Produktion von Obstkonserven.

Die Geschichte der Firma Heller spiegelt auch eines der dunkelsten Kapitel der österreichischen Geschichte wider. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 mussten die Brüder fliehen, das Unternehmen wurde „arisiert“ und das gesamte private Vermögen der Familie wurde beschlagnahmt.

Nach dem Kriegsende kamen die Hellers wieder nach Österreich zurück und produzierten in der Zuckerlfabrik bis Anfang der 1970er Jahre. 2011 wurde das Areal zum „Wohnpark Heller Fabrik“ umgestaltet.