Ein Leben mit Heidewachteln

Sein älterer Halbbruder Hermann wurde als Heidedichter berühmt und auch Edmund Löns machte als Buchautor von sich reden. Seine Leidenschaft galt allerdings einem Münsterländer Vorstehhund.

Der 1880 in Westpreußen geborene Edmund Löns wuchs in Münster auf und interessierte sich schon in jungen Jahren für alles, was mit Natur, Wald und Jagd zu tun hatte. Als Försterlehrling wurde er auf die kleinen, langhaarigen Jagdhunde aufmerksam, die er später „Heidewachteln“ nannte. Die berühmteste Vertreterin der Kleinen Münsterländer war „Kesselflickers Flora“, die er einem Wanderarbeiter „abgeschnackt“ haben soll, um mit ihr die ersten Braunschimmel zu züchten.

Anfang der 1920er Jahre wurde Edmund Löns im Tecklenburger Land heimisch, bezog das Forsthaus am Mettinger Ölmühlenweg und fasste seine Erkenntnisse in dem Buch „Heidewachtel. Kleiner Münsterländer Vorstehhund oder Spion. Seine Geschichte, Abrichtung und Führung“ zusammen, das bis heute als Standardwerk gilt.

Das ehemalige Forsthaus von Edmund Löns

Edmund Löns, der ein Faible für antike Literatur pflegte, wurde zu einem Kynologen mit internationaler Reputation. Glaubt man den Erinnerungen von Albert Brenninkmeyer, verkehrte er mit seinen Hunden, die im übrigen auf Handzeichen trainiert waren, in nicht weniger als fünf verschiedenen Sprachen: Hochdeutsch, Plattdeutsch, Englisch, Französisch und Holländisch. Letztere beherrschte Löns noch aus den Zeiten seiner Forstlehre, die er auf dem königlichen Gut „Het Loo“ bei Apeldoorn absolviert hatte.

Leichtes, wundervoll federndes Gangwerk ist beim Heidewachtel charakteristisch.
Im Charakter ist der Spion ein freundlicher Hund, der im Hause wachsam ist, aber ruhiges, gemessenes Wesen zeigt. Auf der Jagd ist er eifrig und unermüdlich, weiß den besten Gebrauch von seiner äußerst feinen Nase zu machen und sein Bestreben geht dahin, seinem Herrn möglichst oft an Wild und in den Besitz des angeschossenen Wildes zu bringen.
Edmund Löns: Heidewachtel

Der streitbare Förster war aber auch für kontroverse Debatten zu haben. So lieferte er sich einen jahrzehntelangen Schlagabtausch über Züchtungsfragen – vor allem mit dem 1912 gegründeten „Verein für Kleine Münsterländer“, dem er zunächst als Schriftführer angehörte, ehe er ihm den „Deutschen Heidewachtelclub“ entgegenstellte.

1961 fanden beide Verbände wieder zusammen, Edmund Löns wohnte mittlerweile in Ladbergen, wo August und Otto Lagemann schon 1936 einen Gedenkstein für seinen Bruder errichtet hatten. Die Jahreszahl lässt aufhorchen, denn Hermann Löns ging nicht nur als Vordenker der Naturschutzbewegung, sondern auch als Beschwörer unheilvoller Blut-und-Boden-Mythen in die Geschichte ein. Er selbst fiel bereits 1914 in Frankreich, aber es war sicher kein Zufall, dass einige seiner Werke – allen voran der Roman „Der Wehrwolf“ (1910) – im Dritten Reich mit Begeisterung rezipiert wurden.

Die Grabsteine des Ehepaars Löns liegen nicht mehr an der ursprünglichen Begräbnisstätte, aber noch auf dem Friedhof in Mettingen

Hermann Löns hat Ladbergen nie besucht, doch Edmund verbrachte hier einen beträchtlichen Teil seines Lebensabends. Heute finden sich in der Ortschaft verschiedene Spuren der Löns-Brüder – wie das Naturschutzgebiet Lönsheide, der Lönsweg oder die Exponate, die der Förster und Kynologe dem Heimatmuseum überließ. Edmund Löns starb am 26. Oktober 1964. Er wurde neben seiner Frau Elisabeth in Mettingen bestattet.