Ein Quartett mit Kontrabass und ein Septett mit Hymne

Immer wieder überrascht das Berolina Ensemble sein Publikum, indem es lange in Vergessenheit geratenen Meisterwerken zu einer späten Wiederentdeckung verhilft. Ihre neueste Einspielung widmet die Gruppe einem Komponisten, der eng mit Darmstadt verbunden war, aber weit über seinen Geburtstort hinauswirkte.

Carl Amand Mangold (1813-89) habe sich „in der Musikwelt einen hochgeachteten Namen erworben“, notierte Hermann Mendel 1877 in seinem „Musikalischen Conversations-Lexikon“. Tatsächlich feierte Mangold Mitte des 19. Jahrhunderts mit seinen Opern und Oratorien weithin beachtete Erfolge. Außerdem stand er in Kontakt mit berühmten Zeitgenossen wie Giacomo Meyerbeer, Hector Berlioz, Franz Liszt oder Clara und Robert Schumann.

Dass der Spross einer Darmstädter Musikerfamilie auch in kleineren Formaten außergewöhnliche Werke schuf, zeigt das Berolina Quartett mit einer glänzend abgestimmten Einspielung des Septetts F-Dur (1844), das Szenen aus dem Befreiungskampf der Niederlande gegen die spanische Vorherrschaft illustriert. Im Finale setzt sich das Geusenlied „Het Wilhelmus“ gegen verschiedene musikalische Widerstände durch – 88 Jahre bevor es offiziell zur Nationalhymne erklärt wird.

Das Streichquartett in d-Moll (1834) wartet ebenfalls mit einer Besonderheit auf. Der Komponist ersetzt hier die zweite Violine durch einen Kontrabass – möglicherweise, um dem Virtuosen August Müller, der mit Mangold in der Darmstädter Hofkapelle spielte, eine reizvolle Aufgabe zukommen zu lassen. Denn dieser Kontrabass ist nicht nur Begleiter, sondern gleichwertiger Quartettpartner und bisweilen sogar primus inter pares. Das melodienreiche, stimmungsvolle, aber auch eminent vielschichtige Werk, das David Gorol (Violine), Dorian Wetzel (Viola), Aleke Alpermann (Violoncello) und Rolf Jansen (Kontrabass), mit Verve und Feingefühl in Szene setzen, darf als echte Bereicherung für die kammermusikalische Programmgestaltung betrachtet werden.

Einen ganz anderen Ton schlägt das Bläserquintett in B-Dur für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott an – eine zuweilen beschauliche, dann wieder quirlige Serenade, die als gut gelauntes „Zwischenstück“ das Septett mit dem Quartett verbindet.

Carl Amand Mangold: Septett F-Dur für Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Cello und Kontrabass; Serenade B-Dur für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott; Quartett für Violine, Viola, Cello und Kontrabass, MDG