Ein seltener Bronzekessel

Mitten in Georgsmarienhütte, Stadtteil Oesede, steht in der katholischen Pfarrkirche St. Peter-und Paul ein schlichter Kessel, der erheblich älter ist als das Kirchengebäude selbst: Während die heutige Pfarrkirche im Jahr 1906 vollendet und geweiht wurde, stammt das Taufbecken bereits aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts.

Es ist eines von drei im norddeutschen Raum erhaltenen Bronzebecken aus dieser Zeit. Eines steht im Osnabrücker Dom, eines in Twistringen, Landkreis Diepholz und das Dritte eben hier. Wie es nach Oesede gekommen sein könnte, liegt vollkommen im Dunkeln, auch Auftraggeber und der Hersteller der Tauffünte sind unbekannt.

Das Becken wurde wie eine Glocke von einem Bronzegießer angefertigt. Bronze war damals ein kostspieliger und seltener Werkstoff, den sich nur wenige Pfarreien für ihre Kirchen leisten konnten. In ganz Deutschland existieren aus dem 13. Jahrhundert nur noch 22. Feststeht aber auch, dass die Anfertigung derartiger Bronzekessel einer gewissen Routine unterlag.

Die Tauffünte mit Osterkerze im März 2021

Vermutlich wurden die Figurenreliefs unbedacht, ja beliebig, auf das Gefäß aufgebracht. Die 14 kleinen Reliefs, die im oberen Drittel rund um das Becken angebracht sind, stammen wohl aus einer umherziehenden Goldschmiedewerkstatt. Sie stellen je einen Apostel, eine weitere biblische Figur und Christus dar, ein häufiges und fast schon standartmäßiges Bildprogramm. Das Taufbecken steht auf drei Klauenfüßen, ist insgesamt 68 Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von 58 Zentimetern.

Ablauf der Taufe

Über den Taufritus in den einzelnen Kirchengemeinden im 13. Jahrhundert ist wenig bekannt. Feststeht, dass sich zur Zeit der Entstehung der Tauffünte das Übergießen des Täuflings, in der Regel eines Säuglings, durchgesetzt hat. Dies war in der Praxis hygienischer als eine Ganzkörpertaufe, denn man befürchtete, dass das Kleine in das geweihte Wasser urinieren und es verunreinigen könne. Auch war eine Ganzkörpertaufe der Gesundheit eines unbekleideten Säuglings nicht unbedingt förderlich.

Im Laufe des Mittelalters wurden die festen Tauftermine in der Osternacht und am Pfingstsamstag abgelöst durch individuelle Termine für jeden Täufling, der möglichst kurz nach der Geburt getauft werden sollte. Es blieb aber bei der Weihe des Taufwassers in der Osternacht, das das ganze Jahr im Taufkessel (evt. mit Zusätzen zur Haltbarmachung) aufbewahrt werden musste. Ein großer Kessel wie in Oesede war daher auch nach der Einführung des schlichten Übergießens des Kindes von Nutzen.

Heute wird der Täufling, in der Regel ein Kleinkind, manchmal aber auch ein Erwachsener, nur noch mit dem Wasser benetzt. In jedem Fall aber verleiht schon das Alter des Taufbeckens von mehr als 800 Jahren der Taufhandlung einen würdigen Rahmen.