Bei einer Kasel handelt es sich um ein kostbares Gewand, das der katholische Priester während der Gottesdienste trägt. Das bedeutendste Priestergewand im Diözesanmuseum Osnabrück ist die Benno-Kasel, die Bischof Benno II. der Legende nach im 11. Jahrhundert von Kaiser Heinrich IV. als Geschenk für treue Dienste erhalten hat.
Als Sohn einer schwäbischen Adelsfamilie wurde Benno unter anderem im bedeutenden Benediktinerkloster auf der Bodenseeinsel Reichenau zum Priester ausgebildet, wobei der namhafte Gelehrte Hermann der Lahme zu seinen Lehrern gehörte. Benno erwies sich später als gewiefter Verwaltungsexperte, genialer Baumeister und erfolgreicher Diplomat, der für den Kaiser in Hildesheim und Goslar sowie schließlich in Osnabrück manches Projekt hervorragend umsetzte.
Die Benno-Kasel besteht aus einem wundervoll gemusterten byzantinischen Seidenstoff und verblieb nach dem Tod ihres Besitzers 1088 im Kloster Iburg, das der Bischof erst wenige Jahre zuvor gegründet hatte. Angeblich wurde er sogar in der Iburger Klosterkirche in diesem Gewand bestattet, dass – so eine spätere Überlieferung – 1408 bei der Öffnung seines Grabes entnommen wurde. Allerdings findet sich diese Geschichte erstmals in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bei Abt Maurus Rost überliefert, der es mit den historischen Fakten in seinen Annalen nicht immer ganz genau nahm.
In jedem Fall wissen wir, dass die Benno-Kasel über Jahrhunderte bis mindestens 1888 jährlich am 27. Juli beim Gedenkgottesdienst der Mönche für ihren toten Klostergründer getragen wurde. Auf diese Weise stellten sie sich vor, Benno sei tatsächlich unter ihnen: Historiker sprechen daher auch von der „Gegenwart der Toten“.
Maurus Rost wurde 1666 zum Iburger Abt gewählt und war ein großer Verehrer Bennos, in dessen Nachfolge er sich selbst als zweiter Klosterstifter nach den Wirrnissen des 30-jährigen Krieges inszenierte: Um dies zu veranschaulichen, ersetzte er sogar den Kopf Bennos auf dessen mittelalterlichem Grabmal durch sein eigenes Bildnis.
Nur 30 Jahre nachdem die Kasel letztmalig nachweislich bei Bennos Totenmesse genutzt wurde, war sie vom 28. August 1918 an in der ersten Dauerausstellung des neu gegründeten Diözesanmuseums am Kreuzgang des Domes zu sehen. Dort nimmt sie auch heute noch einen Ehrenplatz im Raum unterhalb des Domschatzes ein.