Ein wenig Musik von Edward Elgar

Kammermusik war nicht unbedingt die Domäne des Großformatikers Edward Elgar. Doch auch in diesem Genre hat er Bleibendes hinterlassen. Der Geiger Ulf Walling und der Pianist Roland Pöntinen stellen auf ihrem neuen Album eine hin- und mitreißende Auswahl vor.

„Schrieb ein wenig Musik“, notierte Edward Elgar, nachdem er im Sommer 1918 an seiner Violinsonate gearbeitet hatte. Bescheidener hätte er es kaum formulieren können, gilt doch das dreisätzige Stück heute als eines seiner Meisterwerke. Die Nachwelt schloss sich somit der Einschätzung von Elgars Frau Caroline Alice an, die davon überzeugt war, dass hier „wunderbare neue Musik“ entstanden sei, die sich deutlich von seinen übrigen Werken unterscheide. Das Ganze wirke „so flüchtig und zart“.

Offenkundig haftet Elgars Violinsonate trotz des optimistischen Grundtenors und der robusten Anfangstakte etwas Schemenhaftes an, dass die musikalische Textur nie zur Ruhe kommen lässt. Ulf Walling und Roland Pöntinen entwickeln aus dieser impressionistischen Spätromantik einen bewegenden, ungeheuer facettenreichen Dialog, in dem jeder Partner Gehör und Respekt findet. Den Schweden gelingt so eine Referenzaufnahme der Violinsonate und sie finden dann auch noch den richtigen Ton für die stimmungsvollen, aber ganz unsentimentalen Miniaturen aus Elgars Feder.

Die anderen neun Stücke dieser CD bieten weniger e-moll, aber dafür jede Menge Salonatmosphäre. Sie stammen aus den Jahren 1878 bis 1932 und stellen Elgars Talent für ebenso eingängige wie gehaltvolle Kleinformate eindrucksvoll unter Beweis. Mit von der Partie ist – natürlich – das bezaubernde Verlobungsgeschenk für Caroline Alice, das unter dem Titel „Salut d´amour“ zu einem seiner populärsten Werke wurde.

Der französische Titel trug nicht unwesentlich zur schnellen Verbreitung dieses federleichten Geniestreichs bei, was Elgar bewogen haben mag, spätere Werke „Chanson de nuit“, „Chanson de matin“ oder schlicht „Adieu“ zu nennen. Seiner Erfolgsstrategie folgten die CD-Produzenten, die das Album „Mot d´amour“ tauften – nach dem vergleichsweise unbekannten Seitenstück zum bereits angesprochenen „Salut d´amour“.

Den Abschluss bildet die von Elgar für verschiedene Besetzungen arrangierte, ursprünglich aber für Violine und Klavier gedachte Miniatur „Sospiri“. Wer die Einladung zu dieser außergewöhnlichen musikalischen Teestunde angenommen hat, darf sie nun angeregt und gut gelaunt verlassen.

Edward Elgar: Mot d´amour. Werke für Violine und Klavier, BIS