Eine Glanznummer für Luigi

Wenn von den populärsten Solokonzerten für Trompete oder Cello die Rede ist, fällt schnell der Name Joseph Haydn. Thomas Albertus Irnberger zeigt, dass auch seine sehr viel unbekannteren Violinkonzerte keinen Vergleich zu scheuen brauchen.

Dabei ist die Urheberschaft des Wiener Klassikers keineswegs immer gesichert. Nicht selten fehlt im 18. Jahrhundert der ultimative Beweis in Form eines Originalmanuskripts. So auch beim Konzert in G-Dur Hob. VIIa:4. Namhafte Musikwissenschaftler wie Christian Heindl, der das Booklet zur Neuerscheinung verfasst hat, gehen allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass sowohl das elegante Allegro Moderato als auch der schwelgerische Mittelsatz und das turbulente Finale aus der Feder Haydns stammen.

Thomas Albertus Irnberger zeichnet die unterschiedlichen Stimmungen und Tonlagen mit großem Feingefühl und stupender Technik nach. Ebenso makellos und formvollendet erklingt das selten zu hörende Konzert für Violine, Cembalo und Streichorchester F-Dur Hb. XVIII:6, in dem die international gefeierte Pianistin Barbara Moser den Cembalo-Part auf einem Hammerklavier spielt.

Höhepunkt der Aufnahme ist aber zweifellos das Violinkonzert C-Dur Hob. VIIa:1, das der Kapellmeister der fürstlichen Hofkapelle von Esterházy für seinen Kollegen Luigi Tomasini komponierte. „Fatto per il Luigi“ steht über dem 1769 veröffentlichten Konzert, das zu Haydns Meisterwerken gezählt werden muss. Irnberger interpretiert den ersten Satz äußerst charaktervoll, sehr rasant und bisweilen so betont unwirsch, dass kein „Papa Haydn“-Klischee an diesem Allegro klebenbleibt. Ganz anders das Adagio, in dem die Solovioline über den vibrierenden Achteln der Streicher eine F-Dur-Tonleiter erklimmt, um dann eine wundervolle Kantilene zu entfalten. Das Finale wartet mit energiegeladenen Tanzmelodien auf und gibt dem Solisten noch einmal Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Thomas Albertus Irnberger nutzt jede einzelne, kann sich in allen drei Konzerten aber auch auf kongeniale Partner verlassen. Für einen ebenso kompakten wie durchsichtigen Orchesterklang sorgt die Münchner Kammerphilharmonie dacapo unter der versierten Leitung von Franz Schottky.

Joseph Haydn: Violinkonzerte und Doppelkonzert, Gramola