Élisabeth Pion gehört zu den profiliertesten jungen Pianistinnen, die ihr Talent auch außerhalb des gängigen Repertoires erprobt. Auf ihrem neuen Album vereint sie Mozarts 24. Klavierkonzert in c-moll mit Werken der französischen Komponistin Hélène de Montgeroult (1764-1836).
Über das abenteuerliche Leben der Marquise, die das Klavierspielen u.a. bei Muzio Clementi und Johann Ladislaus Dussek lernte, ist nicht allzu viel bekannt. Ihre pianistischen Fähigkeiten sollen allerdings so außergewöhnlich gewesen sein, dass sie Hélène de Montgeroult nicht nur vor der Guillotine bewahrten, sondern ihr 1795 auch eine gut bezahlte Anstellung als erste Klavierprofessorin des neuen Pariser Konservatoriums eintrugen. Jahre vorher war sie bereits ein gern gesehener Gast in den bekanntesten Pariser Salons gewesen. Nicht nur der Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun blieb die „Klavierspielerin ersten Ranges“ durch ihren „wundervollen Vortrag und Ausdruck“ im Gedächtnis.
Die Werke, die Élisabeth Pion für diese CD ausgewählt und ebenso hingebungsvoll wie technisch brillant auf einem Broadwood-Hammerklavier aus dem Jahr 1826 eingespielt hat, bezeugen einerseits die stupende Virtuosität der Montgeroult, die ihr erstes Klavierkonzert aus zwei Violinkonzerten ihres Freundes und zeitweiligen Duopartners Giovanni Battista Viotti kompilierte. Noch wirkungsvoller und kompositorisch überzeugender sind die Klavieretüden, die eine ganz eigene Handschrift aufweisen und – wie etwa die Nr.26 in G-Dur oder die Nr.111 in g-moll – so manchen veritablen Geniestreich aufweisen.
Mathieu Lussier will dem Hörer überdies eine Ahnung von den möglichen Orchestrierungskünsten Hélène de Montgeroults vermitteln. Sein Arrangement der 26. Etüde für Hammerklavier und Streicher und die nach ihrem Spitznamen „L´Impératrice“ benannte, auf Klavierstücken der Marquise basierende Ouvertüre erreichen aber nicht den Zauber der ursprünglichen Werke.
Am Pult des Arion Orchestre Baroque kommen Lussiers Fähigkeiten deutlich besser zur Geltung. Das „Gastkonzert“ von Wolfgang Amadeus Mozart gerät auch dank des schlank und präzise agierenden Klangkörpers, der mit Élisabeth Pion in einen anregenden, spannungsreichen Dialog tritt, zu einem Höhepunkt der Aufnahme. Der komplexe Eingangssatz wird mit seinen fünf Themen ebenso eindrucksvoll und klangschön dargeboten wie das wundervolle, liedhafte Larghetto und das dramatische Finale.
Amadeus et l’Impératrice. Hélène de Montgeroult: Klavierkonzert Nr. 1; L’Impératrice-Ouvertüre; Etüden Nr. 19, 107, 73, 26 und 111, Hélène de Montgeroult/Mathieu Lussier: Etüde Nr. 26 (arrangiert für Klavier & Streicher); Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 24 c-moll KV 491