Eine Zierde der Donaustraße

Nichts Geringeres soll es gewesen sein, das Wohn- und Geschäftshaus „Zum roten Turm“ auf der Oberen Donaustraße 99. Dort, wo heute der „Georg-Emmerling-Hof“ der Stadt Wien in die Höhe ragt, hatten die Architekten und Stadtbaumeister Wilhelm und Heinrich Wohlmeyer 1906 ein markantes Haus mitsamt imposantem Turm errichtet.

Das Zinshaus umfasste 5 Stockwerke mit insgesamt 21 Wohnungen und beherbergte im Erdgeschoss das Restaurant „Tonnello“, in dem sich im Jugendstil-Ambiente fein dinieren ließ.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude beschädigt und wie auch andere Wiener Zinshäuser nicht wiederaufgebaut. Anfang der 1950er Jahre erwarb die Gemeinde Wien das Grundstück und errichtete dort und auf den angrenzenden Parzellen einen kommunalen Wohnbau.

Der 1957 fertiggestellte Bau sorgte unter den Betrachtenden vor allem aufgrund der im Hof aufgestellten Skulptur einer abgemagerten „Ziege“ für Aufregung. Jüngst erst hat das großartige Künstlerkollektiv Steinbrener/Dempf & Huber mit ihrer Plastik „Themroc“ dem Wohnbau erneut die Aufmerksamkeit der Stadt beschert.

 

Buchtipp
„Das Wiener Zinshaus. Bauen für die Metropole“ ist im April 2023 im Residenz-Verlag erschienen. Auf 250 Seiten gibt es eindrucksvolle und bereits verschwundene Bauten, außergewöhnliche Fassaden sowie prachtvolle Foyers und Stiegenhäuser zu entdecken. Marion Krammer und Margarethe Szeless, die Gründerinnen von „wesearch. agentur für geschichte und kommunikation“, der Kunsthistoriker Andreas Nierhaus und die Fotografin Nora Schoeller legen damit die erste umfassende Publikation zu diesem Thema vor. Die erste Auflage ist bereits vergriffen, eine zweite erschien im August 2023.