Eine Zone im Westen

Michael Basse hat mit seinem neuen Buch „Yank Zone“ einen Roman vorgelegt, der sich mit einem ungeahnt spannungsgeladenen Thema beschäftigt: Zentrales Thema ist das Erwachsenwerden in der amerikanischen Besatzungszone in Westdeutschland. Basse gewährt tiefe Einblicke in vergangene Jahrzehnte und zeigt auf, welchen Einfluss diese auf die beiden jungen Männer haben, deren persönliche Geschichte wir als Leser verfolgen.

„Yank Zone“ – so lautet die Bezeichnung für die Gegend, in der Protagonist Mani aufwächst. Erwachsenwerden in der amerikanischen Besatzungszone zur Zeit des Kalten Krieges stellt jedoch nicht nur den Klosterschüler vor besondere Herausforderungen. Auch seine Freunde – allen voran Jack – haben ihr sprichwörtliches Päckchen zu tragen.

Jack wächst bei seinem Vater auf, einem hoch dekorierten, ehemaligen Lieutenant Colonel. In der Männer-WG von Old Chop, wie Jacks Vater genannt wird, kommen die beiden Jugendlichen früh mit den Gepflogenheiten der Erwachsenen in Kontakt. Regelmäßig wird im sogenannten „hard man’s guesthouse“ zum Kartenspiel geladen, am Wochenende steht eine Partie Golf auf dem Programm.

Wir schreiben die 70er, die amerikanische Vorherrschaft und die Vorstellung eines überlegenen Kapitalismus sind deutlich spürbar in dem kleinen schwäbischen Dorf, in dem die Handlung von „Yank Zone“ angesiedelt ist. Dasselbe gilt vom tradierten Männerbild, das klar vorgibt, was einen „echten Mann“ charakterisiert.

 
Die unterschiedlichen Vorstellungen von Freiheit

Es ist die Bestandsaufnahme einer vergangenen Zeit voller Klischees, die auch heute noch mancherorts erkennbar sind. Eine Wertung erlaubt sich der Autor allerdings nicht. Als Leser darf man selbst Schlüsse aus den Beobachtungen ziehen.

Durch die Coming-of-Age-Erzählung, in die der Plot eingewebt ist, wird die Ambivalenz zahlreicher angesprochener Aspekte deutlich. Nicht nur der unausweichliche Generationenkonflikt zwischen den jugendlichen und den älteren Protagonisten, deren Gesellschaftsbild nicht so recht zueinander passen will, führt dies vor Augen. Unter anderem trägt die Tatsache, dass Jacks Freundin Lydia aus Bulgarien stammt, zum suggerierten „Clash of Cultures“ bei.

Interessanter Inhalt, anspruchsvoll zu lesen

Insgesamt ein interessantes und lesenswertes Buch, das dennoch einige Kritikpunkte erlaubt. So hätte den weiblichen Protagonisten gerne mehr Platz eingeräumt werden dürfen. Ein Perspektivwechsel hätte an der einen oder anderen Stelle eine gute Ergänzung geboten. Außerdem ist der schnelle, mitunter abgehackte Erzählstil auf Dauer sehr herausfordernd und stört ein wenig den Lesefluss. So manche Information läuft hierdurch Gefahr, schnell überlesen zu werden.

Michael Basse: Yank Zone, Kröner Edition Klöpfer, 25 €