Einheitspartei

Braune Relikte (9): Eisenblech „Hier spricht die NSDAP“.

Von der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 bis zur Errichtung eines totalitären Einparteienstaats war es nur ein kurzer Weg. Die NSDAP inszenierte sich als alleinige Vertretung der sogenannten „Volksgenossen“ und unterstrich diesen Anspruch auch auf Eisenblechen im Format 80 x 65 cm. Auf diversen Internetauktionen werden die emaillierten Tafeln heute für dreistellige Beträge angeboten.

Seit dem 14. Juli 1933 war die NSDAP die einzige politisch noch zugelassene Partei. Als Einheitspartei bildete sie die staatstragende Kraft. Alle politischen Schlüsselpositionen wurden von Parteimitgliedern besetzt. Ihre von Ausgrenzung, Rassismus und Revanchismus bestimmte faschistische Ideologie wies der Bevölkerung die ‚Marschrichtung‘.

Die junge Weimarer Republik war eine pluralistische Mehrparteiendemokratie. Trotz ihrer modernen Verfassung war sie institutionell schwach und hielt den Herausforderungen ihrer Zeit nicht stand. Während es an Demokrat*innen mangelte, eskalierte die extremistische Gewalt. Die Menschen fühlten sich durch den Versailler Vertrag national gedemütigt und wurden durch Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise sowie die Erosion ihrer sozialen Bindungen verunsichert. Den schon brüchigen sozialen Milieus von Liberalismus, Katholizismus und Sozialdemokratie setzte die totalitäre nationalsozialistische Bewegung mit der Idee einer modernen klassenübergreifenden Integrationspartei ihre politische Religion der einen „Volksgemeinschaft“ entgegen.

Den Weg zum totalitären Einparteienstaat bahnte zunächst die enorme Machtsteigerung der Exekutive mit Mitteln des Präsidialsystems. Nach der „Machtergreifung“ liquidierten die Nationalsozialist*innen den Rechtsstaat durch das Einparteienregime der NSDAP. Damit wurde die Grundlage geschaffen, um im Anschluss den totalen Führerstaat zu institutionalisieren. Ende 1933 legte das Gesetz „zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat“ das Fundament für den Dualismus von Partei und Staat, der das NS-Regime bis zum Schluss charakterisieren sollte.

Die Verschmelzung einer einzigen bestimmenden Partei mit den staatlichen Strukturen suggerierte allgemeine Fürsorge, war jedoch Instrument einer umfassenden Kontrolle und Steuerung aller gesellschaftlichen Bereiche im Sinne der parteieigenen – in diesem Fall nationalsozialistischen – Ideologie. Die einmal errungene Macht sicherte das Regime durch Verführung, Kontrolle und Gewalt systematisch ab. Kennzeichen des nationalsozialistischen deutschen Staates war die Ausrichtung auf Hitler als Führer und die geforderte unbedingte Gefolgschaft, ferner die Gleichschaltung der Gesellschaft mit Hilfe der NSDAP und der ihr angegliederten Organisationen.

Die föderalen Strukturen der Weimarer Republik wurden beseitigt, indem sämtliche anderen Organisationen verboten oder gleichgeschaltet wurden. Jede/r wurde – unabhängig von Alter, Geschlecht, Beruf oder Stand – erfasst, so dass eine umfassende Kontrolle und ideologische Beeinflussung der gesamten Bevölkerung möglich war. Ob bei der Hitlerjugend oder dem Bund deutscher Mädel, dem Reichsarbeitsdienst, in der NS-Frauenschaft oder bei der Deutschen Arbeitsfront, in SA, SS oder bei der Wehrmacht: Alle Bereiche der „Volksgemeinschaft“ standen künftig unter dem gemeinschaftlichen Motto der Erziehung zum nationalsozialistischen Staat und seiner Einheitsgesinnung.

In Osnabrück bildete die Kreiszentrale der NSDAP, die sich seit 1932 in der Villa Schlikker (heute Teil des Museumsquartiers Osnabrück) befand, Mittelpunkt und Schaltzentrale der NSDAP vor Ort. Sie wurde damit zum Zentrum der menschenverachtenden NS-Politik, die beispielsweise dafür sorgte, dass jüdische Menschen stigmatisiert und enteignet, erniedrigt und denunziert, schließlich verfolgt und ermordet wurden.

 

Zu dieser Serie
Es ist die Geschichte einer Stadt, doch was hier geschah, ereignete sich auch in vielen anderen deutschen Städten. Die Serie „Braune Relikte“ basiert auf der Sammlung Nationalsozialismus, die sich im Museumsquartier Osnabrück befindet. Anhand von Objektbiografien wird die Geschichte des Nationalsozialismus mit seinen Ursachen und Folgen veranschaulicht. So entsteht ein virtueller Lernraum, der die Fundstücke einer Diktatur analysiert, um Lernprozesse für demokratische Gesellschaften zu ermöglichen.