Einstürzende Erdböden

Alles begann mit einem „heftigen Sausen gleich einem Wirbelwinde“. Anschließend hörte man „ein starkes Hagelwetter unter der Erde“ – und dann war ein Teil der Straße plötzlich verschwunden.

An ihrer Stelle breitete auf der Höhe von Icker, heute ein Stadtteil der Gemeinde Belm, ein großes, mit Wasser gefülltes Loch aus, dessen Durchmesser innerhalb weniger Tage auf rund 30 Meter anwuchs. Den Anwohnern war die Sache nicht geheuer. Einige vermuteten, dass der Teufel höchstpersönlich eine gottlose Frau mitsamt ihrer Pferdekutsche in die Tiefe gerissen hatte.

Tatsächlich ereignete sich am 22. April 1782 ein geologisches Phänomen, das im ausgehenden Mittelalter bereits die „Icker Kuhle“ und den „Icker Kolk“ geschaffen hatte. Durch die Auswaschung des salz- und gipshaltigen Bodens entstanden in der Region mehrere Hohlräume, deren Decken schließlich zusammenbrachen.

„Icker Kuhle“ und „Icker Kolk“ haben sich im Laufe der Jahrhunderte wieder geschlossen. Im „Icker Loch“, das auch nur noch zwei statt der ursprünglichen 40 Meter Tiefe misst, gibt es bis heute Wasser – und mitunter noch andere Dinge. Im Mai 2012 suchten Polizeitaucher hier zwei Tresore aus einem Einbruch in Hunteburg und wurden tatsächlich fündig. Sie entdeckten aber auch die illegal entsorgten Überreste einer Waschmaschine, eines Fahrrads oder eines Backofens.

Neben dem bei Geocachern überaus beliebten „Icker Loch“ finden sich noch eine Reihe weiterer Erdfälle im Nordwesten, so zum Beispiel das vor rund 1.000 Jahren entstandene „Große Heilige Meer“, das als größter natürlicher Binnensee Nordrhein-Westfalens gilt. Auf das Zwischenahner Meer oder die „Bernshäuser Kutte“, der größte See der Rhön, verdanken ihre Existenz einem solchen Einsturz.