Erinnerungen an Georges Delerue

Ohne seine Musik wäre die Filmgeschichte anders verlaufen. Georges Delerue, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, vertonte mehr als 300 Leinwandereignisse. Auf einer neuen CD stehen aber andere Werke im Mittelpunkt.

„Hiroshima, mon amour“, „Schießen Sie auf den Pianisten“, „Jules und Jim“, „Die letzte Metro“ „Die Verachtung“, „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“, „Platoon“, „Radieschen von unten“ oder „Das Superhirn“: Georges Delerue fand immer den richtigen Ton, ob es nun um die legendären Filme der Nouvelle Vague, aufwändige Hollywood-Blockbuster oder Komödien mit Louis de Funes und Jean-Paul Belmondo ging. Fünfmal wurden seine Partituren für einen Oscar nominiert, die einzige Auszeichnung erhielt er 1979 für den heute fast vergessenen Streifen „A Little Romance“.

Der 1925 in Roubaix geborene Musiker beherrschte aber auch das klassische Komponistenhandwerk. Schließlich hatte er am Pariser Konservatorium unter anderem bei Darius Milhaud studiert und 1949 den renommierten Prix de Rome gewonnen. Die bei Indesens erschienene Jubiläums-CD beginnt deshalb zwar mit einem elektrisierenden Intro aus dem Truffaut-Film „La Nuit américaine“, präsentiert dann aber mit dem „Cérémonial“ für großes Bläserensemble und dem Posaunen-Festival „Madrigal“ einen noch zu entdeckenden Delerue.

Besondere Aufmerksamkeit verdient das raffinierte neoklassizistische „Concertino pour trompette et orchestre“, das in einer älteren, aber hochkarätigen Aufnahme zu hören ist. Eric Aubier spielt den anspruchsvollen Solopart an der Seite des Orchestre de Bretagne unter François-Xavier Bilger mit der perfekten Mischung aus Eleganz und Virtuosität.

Es folgen zwei weitere ikonographische Delerue-Melodien aus „Jamais plus toujours“ und „Des pissenlits par la racine“ – und dann ist die Hommage auch schon zu Ende, was zum einzigen Kritikpunkt Anlass gibt. Eine Spielzeit von weniger als 38 Minuten ist angesichts des riesigen Oeuvres von Georges Delerue unverständlich und angesichts des CD-Preises kaum zu rechtfertigen.

Georges Delerue: Du classique au cinema, Indesens