Johann Wilhelm Wilms wurde vor 250 Jahren in Witzhelden geboren und avancierte zu einem der angesehensten Komponisten und Klaviervirtuosen seiner Zeit. Im Schatten von Mozart und Beethoven verloren sich seine Spuren, doch der Pianist Ronald Brautigam hat einige von ihnen wiedergefunden und die fünf Klavierkonzerte nicht nur ediert, sondern auch selbst eingespielt.
Brautigams Rettungsaktion war durchaus nicht uneigennützig, denn Wilms galt als einer der brillantesten Pianisten seiner Zeit. Seine vermutlich sieben Klavierkonzerte, von denen fünf erhalten sind, überzeugen durch einprägsame Themen und ihre virtuose Verarbeitung, in Summe durch „allerhand wohlerwogene Coups“, wie die „Allgemeine musikalische Zeitung“ schon 1806 zu berichten wusste.
Mindestens so interessant wie die Kombination entfernter Tonarten oder die abwechslungsreichen Figurationen ist der Umstand, dass Wilms nicht nur auf die Verblüffung seiner Zuhörer abzielte. Nach eigenem Bekunden wollte er sie eher „rühren als in Erstaunen setzen“, wovon die drei Adagio-Sätze beredtes Zeugnis ablegen.
Johann Wilhelm Wilms soll zu Lebzeiten zumindest in seiner Wahlheimat Amsterdam öfter als Beethoven gespielt worden sein und errang als Komponist der früheren niederländischen Nationalhymne „Wien Neêrlands Bloed“ (1816) zusätzliche Popularität. Dass die Nachwelt seine großen Vorbilder Mozart und Beethoven am Ende höher einschätzte, ist sicher verständlich. Trotzdem bleibt rätselhaft, warum Wilms Werke fast vollständig aus dem musikalischen Gedächtnis verschwanden.
Die Aufnahme der Konzerte in E-Dur, C-Dur und D-Dur, die wohl zwischen 1799 und 1819 im Druck erschienen, ist mehr als eine Ehrenrettung. Ronald Brautigam, der die knapp halbstündigen Werke auf einem Hammerklavier von Paul McNulty nach Walter & Sohn (1805) zelebriert, und die glänzend disponierte Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens, lassen den Klang der Entstehungszeit wieder lebendig werden. Sie entfachen damit auch etwas von der Begeisterung, welche die Zeitgenossen für Wilms Konzerte empfunden haben mögen.
Johann Wilhelm Wilms: Klavierkonzerte Vol.1 (Klavierkonzerte E-Dur op. 3, C-Dur op. 12, D-Dur op. 26), BIS. Zwei weitere Konzerte werden auf Vol.2 erscheinen.