Die Weihnachtsgeschichte inspirierte Komponisten schon vor Johann Sebastian Bach zu außergewöhnlichen Werken. Das Ensemble „Vox Luminis“ widmet sich auf seinem neuen Album der Version von Heinrich Schütz und kleineren Festgaben von Schütz, Andreas Hammerschmidt und Michael Praetorius.
Die „Historia der freuden- und gnadenreichen Geburt Gottes und Marien Sohnes Jesu Christi“ ist mit einer guten halben Stunde deutlich kleiner dimensioniert als die Oratorien des 18. Jahrhunderts, markiert aber gleichwohl einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung des Genres. Schon in dem 1664 teilweise veröffentlichten Werk von Heinrich Schütz, das auf den Luther-Übersetzungen des Lukas- und Matthäus-Evangeliums basiert, werden die Ereignisse um Christi Geburt von einem Erzähler im deklamatorischen Stil geschildert. Die „Historia“ zeichnet sich durch ihre farbigen, abwechslungsreichen Instrumentalstimmen aus, die verschiedenen Protagonisten zugeordnet werden. Bemerkenswert sind überdies die ausgefeilten Solo- und Chorpartien, auch wenn bis zum Einsatz von regelrechten Arien und lutherischen Chorälen noch eine Strecke zurückzulegen ist.
Vox Luminis präsentiert das Oratorium in der Fassung, die aus handschriftlichen Quellen der Düben-Sammlung in Uppsala rekonstruiert wurde. Unter der Leitung von Lionel Meunier finden Sänger und Instrumentalisten zu einer eindrucksvollen, stilsicheren Interpretation des herausragenden Werkes. Aber auch die Darbietung der sieben vorangehenden Weihnachtsstücke lässt keine Wünsche offen.
Neben dem unverzichtbaren Klassiker von Michael Praetorius („Es ist ein Ros entsprungen“) sind mit „O bone Jesu, fili Mariae“ und dem Magnificat SWV 468 zwei weitere Meisterwerke von Heinrich Schütz zu hören. Dazu gibt es drei Motetten seines Zeitgenossen Andreas Hammerschmidt, der zu den phantasievollsten Komponisten des Frühbarock zählte. Eine musikalische Wiederbegegnung für „Vox Luminis“ und Lionel Meunier, die dem noch immer wenig bekannten Musiker vor fünf Jahren ein eigenes Album widmeten, das unter dem Tiel „Ach Jesus stirbt“ allerdings auf das Osterfest ausgerichtet war.
Heinrich Schütz (1585-1672): Weihnachtshistorie SWV 435 / Werke von Andreas Hammerschmidt, Heinrich Schütz und Michael Praetorius, Ricercar