Auf der Grenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen liegt am Rande von Hagen aTW ein imposanter Sandsteinfelsen, der im Laufe der Jahrhunderte zu allerlei Spekulationen Anlass gegeben hat.
Wer zu mystischen Betrachtungen neigt, wird sich schnell überzeugen lassen, dass der geheimnisumwitterte, 1537 erstmals als „Graffensten“ erwähnte Ort bereits in vorgeschichtlicher Zeit als Kultstätte diente, an der die „Graue Fee“ angerufen wurde.
Etwas handfester, aber durchaus auch phantasievoll ist die Erklärung, die sich unter anderem von einer Karte aus dem Grenzgebiet der Provinz Westfalen herleitet. Sie stammt aus dem Jahr 1841 und verblüfft mit interessanten Zahlen zum Besucheraufkommen: „Die Grafentafel ist ein flacher Felsen, worauf die Grafen früher während der Jagd zu frühstücken pflegten mit zwölf Mann.“
Diese Version passt immerhin perfekt zu der Sage, die davon zu berichten weiß, dass sich der Graf von Tecklenburg und der Osnabrücker Bischof hier während der Jagd getroffen haben sollen.
Der Historiker und Sprachwissenschaftler Dr. Christof Spannhoff (Universität Münster) betrachtet die Grafentafel nüchterner. Er geht davon aus, dass der Felsen erst im Spätmittelalter durch Bodenerosion entstanden ist – in dem Fall könnte er nicht als vorchristliche Kultstätte genutzt worden sein. Den ungewöhnlichen Namen bringt Spannhoff mit dem Farbadjektiv grawe – gra – grau in Verbindung, das bei Grenzsteinen häufig verwendet wurde.
Die Grafentafel wäre demnach nicht mehr als ein „grauer Stein“, was freilich nicht generell ausschließt, dass er dem Hochadel einst als Picknickplatz diente.