Die Wiederaufführung von Augusta Holmès´ Oper „La montagne noire” am Theater Dortmund liegt gerade ein halbes Jahr zurück. Nun lenkt das Label cpo den Blick auf die reinen Orchesterwerke der französischen Komponistin.
Fünf Arbeiten, die mehr oder minder zum Genre der symphonischen Dichtungen gehören, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonderer Popularität erfreuten, versammelt der Tonträger, auf dem Michael Francis und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz rauschende Klangwellen, wuchtiges Pathos, aber auch berührende lyrische Momente entfalten.
Auf Programme und Botschaften mochte Augusta Holmès (1847-1903) selten verzichten. Zu vielen ihrer hochromantischen Partituren schrieb die schnell zur „Dichterkomponistin“ ausgerufene Künstlerin begleitende, erklärende Dichtungen, so etwa zum antiken Mythos der Andromeda, in dessen Neufassung sie „die geflügelte Liebe und die ewige Liebe“ zu Instrumenten im Kampf um die Freiheit stilisierte.
Die Hymne an die nach Unabhängigkeit strebende Heimat ihrer Vorfahren („Irlande“), die Sympathieerklärung für das unterdrückte polnische Volk („Pologne“) oder die patriotische Ode „Ludus pro patria“ widmen sich explizit politischen Themen. Trotz einiger mühsamer Passagen und erwartbarer Wendungen sind sie in ihrer Faktur erstaunlich vielgestaltig und nicht nur auf triumphale Schlussakkorde berechnet. Für die raffinerte „Andromède“ und den 23-minütigen, sehr unterhaltsamen musikalischen Extrakt aus Ariosts riesenhaftem Versepos „Der rasende Roland“ („Roland Furieux“) gilt das ohnehin.
So vermittelt die Aufnahme einen durchaus authentischen Eindruck vom Leben und Werk einer Künstlerin, die trotz prominenter Fürsprecher wie César Franck oder Camille Saint-Saëns immer wieder auf erbitterte Widerstände traf und auch im Privatleben den Weg des geringsten Widerstands mied. Mit dem eigenwilligen Dichter Catulle Mendès hatte Augusta Holmès fünf gemeinsame Kinder, die sie ohne Trauschein großzog. Rückblickend sah sie ihr Leben denn auch als eine Art permanenter Auseinandersetzung. „Ich habe kämpfen müssen, als Komponistin und als Frau.“
Augusta Holmès: Symphonic Poems, cpo