Goldene Stimme und heiliges Ungeheuer

Vor 100 Jahren starb die wohl größte Schauspielerin der Belle Epoque. So intensiv und nahtlos wie keine andere schlüpfte Sarah Bernhardt in die Rollen der großen Tragödien von Racine, Victor Hugo oder Victorien Sardou. Sie begeisterte als schillernde „Kameliendame“ und als Shakespeares „Hamlet“. Doch die brillante Darstellerin wurde auch selbst zu einer Kunstfigur.

Die Dokumentation von Aurine Crémieu folgt den Spuren Sarah Bernhardts vom unbürgerlichen Elternhaus über den Besuch einer Klosterschule bis zu den ersten Engagements am Odéon und der Comédie Française, denen zahlreiche gefeierte Auftritte rund um den Erdball folgen sollten.

Crémieu lässt aber nicht nur das künstlerische Genie der Schauspielerin, Malerin, Bildhauerin und Theaterdirektorin durch ihre Erinnerungen und historisches Bildmaterial wieder lebendig werden. Er zeigt seine Protagonistin, die als „Goldene Stimme“, „Göttliche Sarah“ oder „Heiliges Ungeheuer“ verehrt wurde, auch als „Pionierin des Showbusiness“, die ihr skandalumwittertes Leben karrierefördernd in Szene zu setzen wusste. Schließlich gab es für die Öffentlichkeit mehr als genug zu diskutieren. Die Bernhardt unterhielt zahlreiche Affären, umgab sich mit exotischen Tieren und entspannte sich vorzugsweise in einem Sarg aus Mahagoniholz – natürlich nicht ohne entsprechende Fotografien in Umlauf zu bringen.

Zum 100. Todestag erinnert der Regisseur aber auch an die dunklen Momente, die das Leben dieses Weltstars überschatteten, an üble Verleumdungen, antisemitische Angriffe oder die schweren gesundheitlichen Probleme, die ihr immer wieder zu schaffen machten. Doch die Bernhardt gab nie auf und so wurde auch ihre Beisetzung noch zu einer aufwändigen Inszenierung. Dem Sarg der Schauspielerin, die am 26. März 1923 in Paris starb, folgten auf dem Weg zum Friedhof Père Lachaise rund 600.000 Menschen.

arte zeigt die Erstausstrahlung der Dokumentation „Sarah Bernhardt – Pionierin des Showbusiness“ am 16. April 2023 um 16.40 Uhr. Im Online-Angebot des Senders ist sie vom 9. April 2023 bis 15. Mai 2023 zu sehen.