Heckers Heimat

Der am 15. November 1870 in Bersenbrück geborene Franz Hecker gilt heute als DER Maler des Osnabrücker Landes. Ein Heimatmaler also! Klingt angestaubt und angesichts einer erfolgreichen Schaffenszeit auch während des Nationalsozialismus sehr problematisch. Soooo ein Heimatmaler also?

In erster Linie war Franz Hecker ein Maler, der 74 Jahre in seiner Heimat tief verwurzelt war. Nach dem Tod seines Vaters 1873 siedelte er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in die Schillerstraße nach Osnabrück. Er besuchte das Gymnasium Carolinum und versuchte sich – ohne das Abitur gemacht zu haben – an einer kaufmännischen Ausbildung.
Auch diese brach er ab, um sich einer Ausbildung zum Maler in Düsseldorf (Kunstakademie 1890-1893), in München (1893) und in Paris (1895) zu widmen. Ab 1912 zog er dann als bereits bekannter und anerkannter Maler in sein neuerbautes Haus am Schölerberg am ländlichen Stadtrand von Osnabrück.

Was verbirgt sich unter dem Schnee?

Hecker wurde hauptsächlich für seine Landschafts- und Porträtmalerei bekannt. Für die Landschaften fand er die Inspiration in Osnabrück und der näheren Umgebung. Seine Personendarstellungen waren oft geprägt von bäuerlichem Leben und Brauchtum, die Porträts Osnabrücker Persönlichkeiten malte er vorwiegend als Auftragsarbeiten.

Sein Blick auf Physiognomien von Menschen und auf weite Naturansichten war naturalistisch. Dabei wollte er jedoch nicht bloß ablichten. Vielmehr gelang es ihm, so schreibt die Hecker-Expertin Ulrike Hamm, „augenfälligen, aber auch unbedeutenden Motiven durch seine Bilder Ausstrahlung“ zu geben.

Selbstbildnis um 1889

Deutlich wird dies vor allem bei den zahlreichen Darstellungen von Schneelandschaften, die ein bevorzugtes Motiv von Hecker waren. Zu dem auffallend heiteren Wechselspiel von Licht und Schnee sagte Hecker einst: „Zunächst ist alles so sauber. Man sieht den ganzen alltäglichen Dreck nicht. Und dann die wunderbaren Übergänge, das gestufte Licht, die blauen Schatten, das lodernde Abendrot hinter den Wäldern.“

Im Vergleich zu den Impressionisten und Expressionisten, die längst ‚modernere‘ Darstellungsweisen wählten hatten, mögen Heckers Bilder zuweilen konservativ wirken. Auf den zweiten Blick aber wecken seine Landschaften Empfindungen voller Ruhe und Heiterkeit und haben bis heute nichts von ihrer Ausstrahlungskraft verloren.

Kommt zuhause an, wer weit reist?

Was er an Inspiration nicht vor der Haustür fand, begegnete ihm auf zahlreichen Reisen. Anders, als man es von dem Heimatmaler erwarten mag, war er also durchaus mit den modernen Ansichten der Kunstwelt des beginnenden 20. Jahrhunderts vertraut.

Studienaufenthalte führten Franz Hecker in die deutschen Kunstmetropolen Hamburg, München, Berlin oder Dresden, es zog ihn aber auch mehrmals in niederländische oder italienische Museen. Künstler, die er während seines Studiums kennengelernt hatte, traf er bei seinen Aufenthalten in der Künstlerkolonie Worpswede wieder.

Landschaft in Ostpreußen, 1916

Schon zu Lebzeiten wurden Heckers Bilder in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, auch in seiner Heimatstadt. Jenseits der Avantgarde traf er den Geschmack von Bildbetrachtern, für die Heimat immer seltener ein konkreter Erfahrungsraum und immer häufiger ein idealisierter Sehnsuchtsort war.
Hecker blieb dieser realistisch ausstaffierten, aber letztlich imaginierten Heimat treu – auch als die idyllischen Naturmotive seiner Bilder plötzlich zur Propaganda des Nationalsozialismus passten. 1944 wurde ihm von der Stadt Osnabrück die neu gestiftete Justus-Möser-Medaille als Anerkennung seines künstlerischen Schaffens verliehen, wenige Monate später starb Hecker am 21. November bei einem Bombenangriff in einem Luftschutzraum nahe seines Hauses.

Auch über seinen Tod hinaus ist Hecker bis heute im kulturellen Gedächtnis Osnabrücks verankert. So wurde er Namensgeber der Heckerstraße und der Franz-Hecker-Schule in Nahne, Bersenbrück gedenkt ihm mit der Vergabe des „Franz-Hecker-Stipendiums“ für junge Künstler.
Sein Haus am Schölerberg, die Hecker-Villa, ist seit 2013 Sitz der Bohnenkamp-Stiftung, die ebenfalls sein Andenken pflegt. Und nach wie vor sind seine Motive gern gesehene Bilder in Ausstellungen – nicht nur in seiner Heimatstadt.