Dem pathetischen Lied aus Robert Schumanns „Dichterliebe“ begegnet diese Bildpostkarte mit einem ironischen Augenzwinkern. Sie wurde im Jahr 1905 versendet und ist Teil der Online-Ausstellung ➤ „Schumann-Ansichten“.
„Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht“ – dichtet Heinrich Heine 1821, als sein „Traumbild“ Amalie einen preußischen Gutsbesitzer heiratet. Das Pathos des Gedichts verleitet zu ironischer Deutung, wie Robert Schumanns Begleitmusik zu erzählen weiß.
Auch der Fotograf dieser 1905 gelaufenen Bildpostkarte kann nicht umhin, sich eine Variante auszudenken, die das „Grollen“ entzaubert und den Betrachter auf diesem Umweg zu amüsieren vermag. Während der originale Liedtext von Bitterkeit, gebrochenem Herzen und herbem Verzicht erzählt, reduzieren die Hersteller des Bildes ihn auf den Titel und können ihn auf diese Weise visuell neu interpretieren.
Man verlegt das Geschehen ins Kinderzimmer, wo zwei kleine Mädchen ihre Kindergesichter einander zuwenden und sich demonstrativ ein Versöhnungsküsschen geben. Das ist hübsch – das Kindchenschema verfehlt jedenfalls auch hier seine Wirkung nicht.
Zwar bleibt offen, ob zuvor überhaupt ein Streit der beiden stattgefunden hat, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Entscheidend ist die Wirkung der Abbildung. Sie ironisiert das Pathos der literarischen Vorlage und weist zugleich augenzwinkernd darauf hin.