Ich weiß nicht, was soll es bedeuten

Eine der berühmtesten deutschen Sagengestalten steht im Mittelpunkt unserer neuen vierteiligen Serie aus dem Archiv Historische Bildpostkarten. Zu Beginn schauen wir auf eine Loreley aus dem Jahr 1906.

Es ist Abend, der Rhein glitzert im Licht des vollen Mondes, das auch dem berühmten Loreley-Felsen ein magisches Schimmern verleiht, sodass man sich an die erste Strophe von Heinrich Heines Gedicht bzw. an die Melodie von Friedrich Silcher erinnert fühlt.

Wir schreiben das Jahr 1906 und sehen, wie ein Ausflugsdampfer mit qualmendem Schlot an dem berühmt-berüchtigten Felsen vorbeirauscht und die Passagiere Gelegenheit haben, einen Blick auf eines der touristischen Highlights des Mittelrheins zu werfen. Man darf vermuten, dass die Aussicht dazu anregt, gemeinsam das bekannte Lied anzustimmen und darüber zu sinnieren, was es mit dieser rheinischen Sagengestalt auf sich hat, die auf der vorliegenden Postkarte steif und übergroß, die Hand herausfordernd in die Seite gestemmt, am Felsen zu kleben scheint.

Sie hat eine Harfe dabei, trägt ein schulterfreies weißes Festkleid und im lockigen Blondhaar ein Diadem mit einem Kreuz. So gefährlich scheint sie also nicht zu sein, wie man ihr manchmal nachsagt. Hier wirkt sie eher wie eine Reklamefigur, am Felsen angebracht für ein zahlendes Publikum, das schließlich ihretwegen mitten in der Nacht herausgefahren ist.

Epilog: Adressat dieser Karte ist ein Soldat, der in der Kolonie Tsingtau, dem Flottenstützpunkt der kaiserlichen Marine, Dienst tut. Wie die Verfasser des Schreibens unten auf der Bildseite vermerkt haben, sitzen sie gerade „so fröhlich beisammen“ und möchten, dass den fernen Freund mit der Ansicht der Loreley zugleich ein Stück Heimat erreicht.