Im Schatten des Meisters

Der 1748 geborene Theodor von Schacht war genau im richtigen Alter, als der Geniebegriff in Deutschland die Runde machte. Doch der oberste Hofmusiker der Fürsten von Thurn und Taxis ging wohl nicht davon aus, dass seine Arbeiten die Jahrhunderte überdauern würden. Schacht schrieb Gebrauchsmusik, um seine Dienstherren und die Teilnehmer des Immerwährenden Reichstags in Regensburg bei Laune zu halten.

Er orientierte sich dabei am Geschmack der Zeit und seinem großen Vorbild. Joseph Haydn ist aus Schachts Orchesterwerken kaum wegzuhören, aber das gerät ihnen nicht zum Nachteil. Auch seine Musik ist glänzend geschrieben, erfindungsreich und voll mitreißender Wendungen. Vom Vorwurf des bloßen Kopierens darf man ihn freisprechen, denn von Schacht entwickelte durchaus einen persönlichen Stil, der nicht immer der Konvention gehorchte.

Die entscheidenden Momente, in denen bei Haydn aus handwerklicher Perfektion große, unverwechselbare Kunst wird, sucht man bei Schacht allerdings vergebens. Alles bewegt sich auf hohem Niveau, aber die Elemente werden nicht verdichtet und für die vermeintliche Ewigkeit geschliffen.

Dass man seine Werke trotzdem mit größtem Vergnügen hören kann, hat Gernot Schmalfuss und das taiwanesische Evergreen Symphony Orchestra bewogen, den drei 2012 eingespielten Sinfonien drei weitere in B-, F- und G-Dur folgen zu lassen.

Der diskographische Wert ist somit beträchtlich, auch wenn der Klangkörper mit Schachts temporeichen, luftig-eleganten Kompositionen mitunter etwas schwerfällig umgeht. Weiteren Schacht-Entdeckungen wären mehr dynamische Differenzierungen und eine größere Klangtransparenz zu wünschen.

Theodor von Schacht: Symphonies Vol. 2, cpo – Die 2014 bei cpo erschienene CD „Theodor von Schacht: Symphonies Vol. 1“ ist noch im Handel erhältlich.