Ottorino Respighi war zweifellos einer der bedeutendsten italienischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Trotzdem werden seine Werke noch immer nicht so oft aufgeführt, wie sie es wohl verdient hätten. Der leidenschaftliche Respighi-Anwalt Salvatore Di Vittorio unternimmt nun eine spannende Entdeckungsreise zu den Inspirationsquellen.
Auch Respighis populärstes Werk, der schillernde Zyklus über römische Brunnen, Pinien und Feste, ist im Kern eine Verbeugung vor den kulturellen Werten vergangener Jahrhunderte, die bis in die Gegenwart ausstrahlen und neue Schöpfungen zu inspirieren vermögen.
In vielen anderen Kompositionen tritt dieser Bezug freilich noch deutlicher zutage. So etwa in dem „Concerto all´antica“ (1908), das Respighi zunächst als Werk eines anonymen Komponisten ausgab. Schnell wird klar, dass dieser Tonsetzer nicht im 18. Jahrhundert gelebt haben kann, auch wenn er die barocke Formensprache offenbar virtuos beherrscht.
Davide Alogna meistert den gediegenen Solopart dieses Violinkonzertes ebenso eindrucksvoll wie das Zusammenspiel mit dem Chamber Orchestra of New York, das Salvatore Di Vittorio in einer faszinierenden Balance zwischen den Jahrhunderten hält.
Neben dem „Concerto all´antica“, das als Weltersteinspielung der von Di Vittorio 2019 veröffentlichten kritischen Ausgabe vorgestellt wird, sind auf der CD die „Antiche danze ed arie per liuto“ aus den Jahren 1917, 1923 und 1931 versammelt. Sie zeigen Respighi auf dem Höhepunkt seiner Kunst – im kongenialen Dialog mit Komponisten des 16. und 17. Jahrhunderts. Denn so hörbar genau er die Vorlagen von Simone Molinaro, Fabritio Caroso, Jean-Baptiste Besard u.a. auch kannte, gelang ihm doch die beabsichtigte „Trascrizione libera“, die keine Kopie, sondern viel eher eine Interpretation ist.
Salvatore Di Vittorio und sein Orchester laufen hier zu absoluter Höchstform auf. Sie musizieren die alten Lautenstücke transparent, konturenscharf – und im Bewusstsein späterer Epochen. So entstehen überaus reizvolle Gegenstücke zu neoklassizistischen Repertoirewerken wie Sergei Prokofjews 1. Symphonie oder Igor Strawinskys Pergolesi-Hommage „Pulcinella“.
Ottorino Respighi: Concerto all’antica / Antiche danze ed arie per liuto, Naxos