Im wunderschönen Monat Mai

Unser nächster Besuch im Archiv Historische Bildpostkarten fällt etwas aus der Jahreszeit, aber das soll uns bei diesem Anlass nicht stören. Wir zeigen ein Exponat der sehenswerten Ausstellung „Schumann-Ansichten“ (➤ LINK), die online rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche besucht werden kann.

„Wunderschön“ hat sich die Natur auf dieser 1903 gelaufenen Postkarte zum ersten Lied der „Dichterliebe“ von Robert Schumann und Heinrich Heine geschmückt. Üppig blühende Sträucher und saftige Wiesen bilden den frühlingshaften Rahmen für ein junges Paar, das an einer ruhigen Stelle Halt gemacht hat.

„Sie“ hat sich für den Spaziergang mit ihrem Partner „fein“ gemacht, wie es sich eben zu Großmutters Zeiten für ein junges Mädchen aus gutem Hause gehörte. Ihr langes, hoch geschlossenes, rosafarbenes Kleid ist am Hals mit einem modischen „Jabot“ verziert, einem Einsatz aus bauschigen Volants, der an einem Umlegekragen befestigt wird. Die blonden Haare sorgfältig gewellt, erwartet sie sichtlich gespannt, was ihr Partner ihr wohl sagen will.

So viel Feinheit und Zartheit erfordert männlicherseits ein einfühlsames Vorgehen. Eine junge Mädchenseele erobert man nicht im Sturm! Mit niedergeschlagenen Augen, das Hütchen verwegen nach hinten geschoben, überlegt der schnauzbärtige junge Mann offensichtlich, wie er sich ihr vorsichtig „erklären“ soll. Vorerst hat er nur ihre Hand ergriffen und mit seiner Rechten zart ihre Taille umfasst.

Ein schmaler Wiesenweg, der sich perspektivisch verjüngt und in die helle Ferne weist, soll den beiden wohl symbolisch den Weg in eine freundliche Zukunft weisen.