Immer frisch geröstet

Kaffeeröstereien sind seit einigen Jahren wieder voll im Trend. Hier werden die Bohnen frisch geröstet, gemahlen, verkauft und zu köstlichen Kaffeespezialitäten verarbeitet. Der frische Duft lockt die Passanten*innen in die Geschäfte, in denen eine große Auswahl an leckeren Kaffeespezialitäten, die Herzen der Kaffeeliebhaber*innen höherschlagen lässt. Von solch einer Auswahl konnten die Menschen im 19. Jahrhundert und auch später noch lange Zeit nur träumen.

Kaffee war ein Luxusgut und entsprechend teuer. Bis zur Währungsreform 1948 war echter Bohnenkaffee Mangelware, aber auch danach galt er als Kostbarkeit, die sich nicht jeder leisten konnte. Gerade mal 62,5 g fasste die kleinste Tüte der Kaffeerösterei Louis Thörner. Kaffee wurde nur für Sonn- und Feiertage, als Geschenk zum Muttertag oder Weihnachten gekauft und dann in kleinen Mengen genossen.

Louis Thörner hatte sein Kleinhandelsgeschäft in der Bramscher Straße 48 am 18. April 1893 eröffnet. Es war nicht der erste Kolonialwarenladen in Osnabrück. Insgesamt stieg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zahl dieses Geschäftszweiges stetig an, da eine immer breitere Bevölkerungsschicht sich die Luxusgüter von einst leisten konnte. Die Entstehungsbedingungen solcher Produkte unter den Bedingungen kolonialer Herrschaftsverhältnisse werden heute nicht mehr unkritisch betrachtet. Sie sind seit einigen Jahren Gegenstand kontroverser Diskussionen und intensiver Forschung.

1891 lassen sich 102 Kolonialwarenhändler in Osnabrück nachweisen, 1912 sind es schließlich 169. Ein großer Konkurrenzdruck entstand unter den Anbietern kolonialer Waren und zwang sie zu einem qualitätvollem Warenangebot. Darüber hinaus war für die Kundenbindung eine gute Werbung unabdingbar.

Proberöster der Kaffeerösterei Thörner um 1970

Louis Thörner stach unter den Händlern hervor, da er sich bereits um 1900 einen elektrisch betriebenen Kaffeeröster aus Emmerich anschaffte. Der Verkauf von frisch geröstetem Bohnenkaffee unter dem Namen LOTOS-Kaffee (Louis Thörner Osnabrück), den es bereits seit dem Eröffnungsjahr gab, konnte nun im großen Stil betrieben werden.

Um die richtige Mischung für einen bestimmten Kaffee zu kreieren, waren nicht nur die entsprechenden Rohkaffeesorten notwendig, sondern auch ein Proberöster. Erst nach der Röstung der verschiedenen Rohbohnensorten, wurden die gerösteten Bohnen gemischt. Probiert wurden sie schließlich vom Röstmeister in den extra dafür vorgesehenen Kannen und Tassen.

Um sich von der Konkurrenz abzugrenzen, hatte jede Kaffeerösterei ein eigenes Logo. So prangte auf den Verpackungen des LOTOS-Kaffees ein Beduine und diente auch in Werbeanzeigen als markantes Markensymbol. Die bunt bemalte Glasplatte, die 2011 mit dem Proberöster dem Museum Industriekultur überlassen wurde, diente als Vorlage für Anzeigen in Zeitungen und anderen Printmedien.