Ins Dunkel geleuchtet

„Shadows“ heißt die CD des spanischen Cellisten Lorenzo Meseguer, der mit seinem Landsmann, dem Pianisten Mario Mora, ein außergewöhnliches Programm eingespielt hat.

Die D-Dur-Sonate von Felix Mendelssohn-Bartholdy fällt etwas aus dem Rahmen, gehört ihr Schöpfer doch zu den berühmtesten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Der Schatten, der auf sein Werk fiel, war denn auch nicht musikalisch bedingt, sondern die Folge einer menschenverachtenden Ideologie, die jüdische bzw. jüdisch stämmige Künstler aus dem Kulturleben verbannen wollte.

Felix warf selbst einen völlig anderen Schatten – auf seine Schwester Fanny Hensel, der aufgrund ihres Geschlechts eine umfassende Anerkennung als Künstlerin verweigert wurde. Ihre wundervolle g-moll-Fantasie lässt erahnen, welch großen Verlust die Musikgeschichte über mehr als ein Jahrhundert akzeptiert hat. Ähnliches gilt für die grandiosen „Drei Romanzen“, die Clara Schumann ursprünglich für Violine und Klavier komponiert hat. In der Fassung für Klavier und Cello entfalten sie einen faszinierenden Klangreichtum, der sich vor den Werken ihres bis heute populäreren Gatten nicht zu verstecken braucht.

Auch die Werke Gustav Jenners verdienten mehr Aufmerksamkeit als ihnen zuteil wird. Der einzige Schüler von Johannes Brahms komponierte in einem Schatten von einschüchternden Ausmaßen. Seine Cellosonate aus dem Jahr 1901 zeigt ihn aber ungeachtet dessen als einfallsreichen Beherrscher kammermusikalischer Formen und Farben. Das 20-minütige Duo ist ein dankbares Instrumental-Duett voll reizvoller Ideen und eingängiger Melodien.

Lorenzo Meseguer und Mario Mora zeigen mit ihrer einfühlsamen, oft nachdenklichen, nie selbstverliebten Darbietung, dass es sich immer wieder lohnen kann, etwas Licht in die langen Schatten der Musikgeschichte zu bringen.

Lorenzo Meseguer & Mario Mora: Shadows. Fanny Mendelssohn: Fantasia g-moll, Felix Mendelssohn: Sonate für Cello & Klavier op. 58, Clara Schumann: Drei Romanzen op. 22, Gustav Jenner: Sonate für Cello & Klavier D-Dur, eudora