Lange Zeit wurde die von Frauen komponierte Kammermusik nicht beachtet oder schnell vergessen. Das Ensemble Louise Farrenc, das sich auf genau diese Werke spezialisiert hat, stellt nun ein meisterhaftes Klavierquintett seiner Namenspatronin sowie Arbeiten von Mel Bonis und Elena Firsova vor.
Schuberts „Forellenquintett“ ist immer noch ein ganzes Stück populärer, aber die beiden Werke, die Louise Farrenc 1839/40 für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass komponierte, finden nach und nach einen größeren Kreis von Hörern und Bewunderern. Verdientermaßen, denn die Französin, die wenig später als erste Professorin an das Pariser Konservatorium berufen wurde, erwies sich hier bereits als Komponistin von außergewöhnlichem Rang.
Der aufwändig gestaltete, von immer neuen Ideen funkelnde Kopfsatz des 1. Quintetts ist nur der Auftakt eines faszinierenden Werkes, das in seinem mit einem thematischen Geniestreich veredelten Adagio, dem furiosen Scherzo und dem triumphalen Finale immer neue Höhepunkte setzt.
Insofern führt ein direkter Weg zum mehr als ein halbes Jahrhundert später entstandenen Klavierquartett Nr.1 in B-dur von Mel Bonis. Es folgt ebenfalls einer fesselnden Dramaturgie und bewegt sich kompositorisch souverän auf der Höhe seiner Zeit. Das Ensemble Louise Farrenc zeichnet das 1905 vollendete Werk in wunderbar impressionistischen Farben und agiert hier ebenso stilsicher wie beim hochromantischen Quintett seiner Namenspatronin.
Das Mittelstück setzt noch einmal einen ganz anderen Akzent, auch wenn Elena Firsovas 2016 uraufgeführtes Klavierquartett in Satzgestaltung und -bezeichnung eine Verbeugung vor vergangenen Epochen erkennen lässt. Die Komponistin, die zu Sowjetzeiten in Ungnade fiel und 1991 nach Großbritannien ging, schrieb das 12-minütige, mit raffinierten Klangwirkungen gespickte Werk für das österreichische Kammermusik-Festival „Pforte“.
Louise Farrenc: Klavierquintett Nr.1 a-Moll op.30 / Elena Firsova: Klavierquartett Nr. 1 op. 146 / Melanie Bonis: Klavierquartett Nr. 1 B-Dur op. 48, cpo