Klangfarben im Fluss

Als sie 1978 in Wien starb, war die Malerin Maria Bach vermutlich bekannter als die Komponistin. Heute hat zumindest ihr grandioses „Wolga-Quintett“ neue Freunde gefunden.

Das „hinreißende, geniale Klavierspiel des jungen Erich“ habe sie zum Komponieren angeregt, gab Maria Bach in späteren Jahren zu Protokoll. Doch eine Korngold-Epigonin wurde sie deshalb nicht und überhaupt scheint die Österreicherin wenig Neigungen verspürt zu haben, große Traditionen oder aktuelle Trends zu adaptieren.

Ihr bekanntestes Werk, das Klavierquintett mit dem Beinamen „Wolga“, stand im Entstehungsjahr 1928 jedenfalls relativ einsam da. Ein hochkomplexer Klavierpart findet sich hier mit zwei Violinen, Viola und Violoncello zu immer neuen Klangfarben zusammen, deren Intensität eine faszinierende Brücke zwischen akustischen Eindrücken und bildhaften Vorstellungen schlägt.

Am eindrucksvollsten gelingt das im opulenten zweiten Satz, der das „Lied der Wolgaschlepper“ in 12 Variationen zum Leuchten bringt. Die Pianistin Akiko Shiochi übernimmt bei der 2019 entstandenen Einspielung eine Doppelrolle als Inspirationsquelle und Motor, die Christine Busch, Elene Meipariani (Violine), Klaus Christa (Viola) und Mathias Johansen (Cello) zu einer packenden Ensembleleistung verdichten.

Die vier Letztgenannten zeigen mit Unterstützung von Conradin Brotbek (Cello) allerdings auch, dass es im durchaus überschaubaren kammermusikalischen Oeuvre der Maria Bach, die zeit ihres Lebens der Tonalität verhaftet blieb, noch einiges zu entdecken gibt. Das Streichquintett von 1936 schlägt ganz andere Töne an, obwohl es ebenfalls ein bekanntes Lied – nun aus der Bretagne – variiert. Im Ohr bleibt diesmal vor allem der „sakrale Tanz“, mit dem das zwanzigminütige Werk ein turbulentes Ende findet.

Abgerundet wird die Einspielung mit der Cellosonate aus dem Jahr 1924, der Mathias Johansen und die Pianistin Yukie Takai eine schwelgerische Interpretation zuteil werden lassen.

Maria Bach: Klavierquintett „Wolga-Quintett“; Streichquintett; Cellosonate, cpo

Hinweis Jahrzehntelang bestenfalls ein Geheimtipp – nun zwei Einspielungen auf einmal: Fast zeitgleich zur cpo-Aufnahme erscheint das „Wolga-Quintett“ auch bei hänssler Classic. Den Klavierpart der ebenfalls hörenswerten Interpretation, die bereits im Rundfunk ausgestrahlt wurde, spielt Oliver Triendl.